Zur Reichspogromnacht: Rappiges Erinnern
■ „Nacht der Jugend“: Gedenkveranstaltung
Der Denkmalpfleger war erst skeptisch. Aber dann gab er doch noch grünes Licht für eine unübliche Veranstaltung im alten Bremer Rathaus: Rappige Hip-Hop-Musik wird dort nämlich am kommenden Dienstag das alte Gebälk zum Vibrieren bringen, wenn die türkischen Schwestern „Mutlu“ in der unteren Rathaushalle auftreten. Anlaß für das Konzert ist die „Nacht der Jugend“ am 10. November zur Reichspogromnacht – eine neukonzipierte Gedenkveranstaltung, die „Bremen so vorher noch nicht erlebt hat“, so gestern Schirmherr Henning Scherf beimVorstellen des Programms.
Denn was in dieser Nacht geplant ist, hat mit den ernsten Gedenkveranstaltungen der vergangenen Jahre nur noch wenig gemein: Neben „Mutlu“ treten Schultheatergruppen auf, und es lädt ein „Internetcorner“ zum Surfen ein. Zwischendrin wird Wolf Biermann den „Großen Sprechgesang vom ausgerotteten jüdischen Volk“ vortragen, außerdem sind Gesprächsrunden mit dem Landesrabbiner und der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Elvira Noah, geplant. Das übergreifende Ziel der Veranstaltung: Neben den „Alten“ vor allem Jugendliche zum „Erinnern für eine menschenwürdige Zukunft“ zu begeistern.
„Ernste Elemente“ sollen sich deshalb mit gewollt-lustvollen abwechseln – und darauf aufmerksam machen, „daß so etwas wie damals immer wieder passieren kann“, sagt Ulli Barde vom Lagerhaus, der die Veranstaltung gemeinsam mit Jugendorganisationen, Schulen und der Landeszentrale für politische Bildung organisiert hat. kat
Die „Nacht der Jugend“ läuft von 16.30 bis 24 Uhr im Rathaus. Eintritt ist frei. Das Programm steht am 10. November im taz-Terminkalender.
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