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■ Zum Wettbewerb SpreeinselAlles bleibt offen

Der „Städtebauliche Wettbewerb Spreeinsel“ ist beendet. Aber nichts ist entschieden. Es gibt zwar ein Wettbewerbsergebnis. Doch ob das jemals gebaut werden kann, steht in den Sternen. Zwischen dem Beginn der Auslobung und ihrem Ende haben sich die Koordinaten in der Hauptstadtplanung verändert. Es gilt nicht mehr, Standorte für noble Ministerien und Kongreßhallen in der Stadtmitte auszuloten. Der gesperrte Geldhahn macht für die nahe Zukunft Regierungsneubauten unmöglich. Und ob der neue Bundestag im Herbst die städtebaulichen Entscheidungen der derzeitigen Abgeordneten fortführt, wird schon jetzt bezweifelt.

Die Indifferenz gehörte zu den Wesenszügen dieses Wettbewerbs, dessen Teilnehmer von Beginn an Unklarheiten ausgesetzt waren. Es fehlte an einem Konsens über politische und ästhetische Strategien für die „Mitte der Mitte“. Tradition und Moderne schienen zwei unüberwindliche Gegensätze. Schloßfans und -gegner lieferten sich wahre Gesinnungsschlachten. Ebenso verhielt es sich bei den Fragen zur jüngeren Baugeschichte und zum Neubeginn. Schien es für Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer nie eine Frage, daß der Palast der Republik auf der Abraumhalde zu landen habe, verhielt sich der andere Auslober, Bundesbauministerin Schwaetzer, in der Asbest- und Abrißfrage populistisch wankelmütig. Nicht anders beim früheren DDR-Außenamt: Erst als häßlichstes Gebäude Berlins gebrandmarkt, hieß es irgendwann, daß der architektonische „Sündenpfuhl“ (Hassemer) mittelfristig genutzt werden könnte. Die Wettbewerbteilnehmer konnten diese Probleme nicht lösen, das bleibt Aufgabe der Politik: Was geschieht mit dem Palast, dem Außenamt, dem Staatsrat in den kommenden zehn Jahren? Bis die Zukunft der Spreeinsel wirklich Gestalt annimmt, sind praktikable Konzepte gefragt. Rolf Lautenschläger

Siehe auch Bericht Seite 5

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