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Zum WelttoilettentagUnd wie waren die Klos?

Hurra! Am Mittwoch ist "Welttoilettentag"! Denn die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse erweist sich als weit problematischer, als man meinen möchte. Eine Reise um die Welt.

Andere Länder, andere Brillen... Bild: dpa

Der Welttoilettentag

Am 19. November ist Welttoilettentag Zum achten Mal ruft die seit 2001 bestehende Welttoilettenorganisation (WTO) den Welttoilettentag aus. Die WTO setzt sich für die Aufklärung und die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse besonders in den ärmeren Ländern ein, denn weltweit leben immer noch geschätzte 2,6 Milliarden Menschen ohne ausreichende sanitäre Anlagen - ein Grund für verheerende Epidemien. Außer einem jährlichen Welttoilettengipfel organisiert die WTO auch Schulungen für den Bau hygienischer und nachhaltiger Toiletten, die auch in wasserarmen Gebieten oder Katastrophensituationen funktionieren. Auch deutsche Firmen entwickeln Trenntoiletten, in denen "Gelbwasser" und "Braunwasser" aufgeteilt und zu Kompost verarbeitet werden. In Zukunft sollte diese Technik nicht auf Dürre- oder Katastrophengebiete beschränkt bleiben, denn auf Dauer wird sauberes Wasser überall zum knappen Gut, und gerade die einst so fortschrittliche Wasserspülung ist heute Wasserverschwendung.

Weitere Informationen im Internet: WTO: www.worldtoilet.org Welttoilettengipfel: www.worldtoiletevents.com; Ecosan, Forschungsgruppe für ökologische Abwasserbehandlung: www.ecosan.org

"Und wie waren die Toiletten?", fragt Monika und beugt sich gespannt über den Esstisch. Gerade sind wir von einer elfmonatigen Überlandtour Japan-Deutschland zurückgekommen: Wir haben die lebensgroßen Tonkrieger in China gesehen, sind in Buchara auf das Kalian-Minarett gestiegen, von wo schon Dschingis Khan die Wüste Qizilqum überblickt haben soll, und haben in Kasachstan in einer Jurte vergorene Stutenmilch getrunken. In Syrien haben wir uns am Bauchtanzen versucht, und auf dem Sinai mussten wir uns mit einem Kamel den Kochtopf teilen.

Monika aber möchte nichts vom Ruhm und Niedergang der Timuriden, den letzten noch lebenden Stalin-Fans in Georgien oder den irakischen Flüchtlingssiedlungen in Damaskus hören. Sie interessiert vielmehr, ob die Toiletten in Usbekistan auch mit Wasserspülung funktionieren und wie es sich auf den chinesischen Klobrillen sitzt. In den folgenden Wochen stellen wir fest, dass Monika nicht die einzige ist, die wissen möchte, wie die Menschen anderswo aufs Klo gehen.

Um es gleich vorweg zu sagen: Nach fünf Jahren Japanaufenthalt waren wir zu Beginn unserer Reise, was Toiletten angeht, verwöhnt, denn die japanischen Hightech-Toiletten mit integriertem Bidet lassen keine Wünsche offen. Sitzheizung, einstellbare Wasserreinigungsstrahlen, Warmluftgebläse, automatischer Deckelöffner und automatische Spülung machen das Geschäft zum Erlebnis. Das erste von uns bereiste Land, China, befand sich gleich am anderen Ende der Toilettenskala. In China sind die meisten Toiletten Hockklos, und obwohl in Beijing viele öffentliche Toiletten bereits für die Olympischen Spiele modernisiert wurden, finden sich auch in der Hauptstadt noch zahlreiche Bedürfnisanstalten ohne Kabinen. Entlang der Wand sind einfach mehrere Löcher in den Boden eingelassen, mal mit und mal ohne Keramik-Fußtritte. Man nutzt das Örtchen in geselliger Runde. "Allons enfants de la patriii-eeee" summt es. Hektisch kramt die junge Frau, die gegenüber kauert, in ihrer Handtasche nach dem Handy. "Wei? Ja?" schreit sie und steigt dann ungeniert in eine angeregte Konversation ein, allerdings auf Chinesisch.

Eine Toilettenanlage in der Verbotenen Stadt, dem ehemaligen Kaiserpalast, hat die Fremdenverkehrsbehörde gleich mit einem Stern ausgezeichnet. In der Tat sind die hygienischen Wasserklosetts von Touristen und Einheimischen gut besucht - allerdings eher wegen des angeschlossenen Aufenthaltsraums für Raucher. Das mit Abstand ekligste Klo der Reise befand sich ebenfalls in China, im Westen, mitten in der Wüste. Wir wurden damit auf einer langen Busfahrt konfrontiert, denn obwohl in den chinesischen Überlandbussen statt Sitzen komfortable Liegen eingebaut sind, dienen die - üblicherweise abgesperrten - Toilettenkabinen als Lagerraum für den Fahrer. Hält der Bus, was je nach Hunger oder Harndrang des Busfahrers in kürzeren oder oft leider auch längeren Abständen geschieht, stürzen alle hinaus, um die Gelegenheit und den besagten Ort zu nutzen.

In einem winzigen Betonhäuschen waren drei Löcher in den Boden gelassen, aus denen die Spitzen von Scheißhaufen oben herausstanden. Da hieß es nicht zu tief in die Knie gehen und vor allem flach durch den Mund atmen. Ein flüchtiger Blick in die Klärgrube zeigt einen Hund, der durch die Hügellandschaft streunt. Nach einigen pantomimischen Darstellungen, meist in vollbesetzten Restaurants und sehr zur Erheiterung aller Gäste, prägt sich das Wort für Toilette auch in den ungewöhnlicheren Sprachen fast von selbst ein. Doch damit ist es oft noch nicht getan.

Mit etwas Glück weisen eindeutige Piktogramme, ein internationales "WC" oder auch eine Warteschlange vor der Damentoilette den Weg. Doch meist sind es unzählige unterschiedliche Begriffe und Abkürzungen, die da auf Chinesisch, Russisch oder Arabisch an der Tür stehen. Jetzt können noch die Geruchsintensität oder der sich öffnende Blick auf Pissoirs weiterhelfen.

Doch schon wartet die nächste Hürde, in Form einer energisch auf die Herrentoilette verweisenden Matrone. Die Kurzhaarfalle, denn wir haben beide ziemlich kurze Haare. In den meisten Ländern zu kurze Haare für Frauen. Die Lösung der geübten Reisenden: Busen rausstrecken, T-Shirt glattstreichen und energisch "Doch, doch, Frau!" bellen. Auch dieses Sätzchen lernen wir immer schnell in allen Sprachen.

Asiatisch hocken oder europäisch sitzen? Diese Entscheidung ist für moderne Chinesen nicht immer einfach, und so finden sich im Zug Richtung Beijing schon mal Stiefelabdrücke auf der Brille der westlichen Schüssel. Wir stellen uns akrobatische Reisende vor und empfehlen die Anfängervariante (ohne schaukelnden Zug) hygienebewussten Damen in deutschen Bahnhofstoiletten.

In Zentralasien ist das klassische Plumpsklo im Garten, ein richtiger Donnerbalken aus Holz und mit Loch, oftmals sogar inklusive Herzerltür, vorherrschend. Wie in Erzählungen der Großeltern wird die ausgelesene Zeitung zum Toilettenpapier. Einmal sind es Taschenbuchseiten, doch ob wir uns da mit Puschkin oder Lenin den Hintern abwischen, bleibt offen. Wer kann, leistet sich aber eine Emailleschüssel. Sowohl Schüssel als auch Dusche stehen bei unserem Gastgeber Marat noch verpackt im Flur. Momentan fehlt das Geld, um die Wasserleitungen zu legen. Immerhin ist Marat damit bisher noch nicht mit dem universellen Klobrillenproblem konfrontiert, denn Brille und Deckel haben fast nie die richtige Größe für die Schüssel, und nie sind Schüssel und Brille sachgerecht miteinander verschraubt. Auf der wackeligen Brille wird das Urinieren so zum Balanceakt.

Im anatolischen Kars rutschte einmal plötzlich die Klobrille mit einem lauten Krach zur Seite weg, sie war zu klein und nur auf einer Seite halbherzig befestigt gewesen. Durch den daraus entstandenen Sprung in der Schüssel sickerte dann Wasser aus. Wir sind im Morgengrauen weitergefahren.

"Was, 50 Pfund? Viel zu teuer!" Einer der ersten Sätze des kleinen Arabischsprachführers - und das lange Üben der richtigen Aussprache und Betonung - zahlt sich endlich aus. Doch dass wir ihn auf der Toilette gebrauchen würden, hatten wir nicht erwartet. In den antiken Ruinen des syrischen Palmyra soll der Gang zur Toilette fast einen Euro kosten, und das in einem Land, in dem ein Abendessen für etwa 50 Cent zu haben ist! "Dafür können wir ja mit dem Taxi ins Hotel zurückfahren und wiederkommen", argumentieren wir pantomimisch, aber erfolgreich weiter.

In den islamischen Ländern gibt es wegen der muslimischen Reinheitsvorschriften immer fließendes Wasser auf den Toiletten. Das macht auch primitive Anlagen viel erträglicher. Die erste Sitztoilette gab es übrigens in Ägypten. Archäologen datieren das gute Stück auf 2100 vor Christus. Ganz so alte sehen wir zwar nicht, dafür finden sich in den römischen Ruinenstädte Nordafrikas aber noch etliche gut erhaltene Latrinenanlagen.

Im antiken Leptis Magna, heute in Libyen gelegen, können die wenigen Besucher zum Beispiel in einer fast 2.000 Jahre alten Anlage aus Marmor Platz nehmen. Der vornehme Römer pinkelte eben mit Stil. Die Toiletten waren üblicherweise in einem Seitenraum der öffentlichen Bäder untergebracht und dort gesellig im Halbkreis angeordnet. Schlüssellochförmige Löcher passten sich der Anatomie an und gewährleisteten hohen Sitzkomfort, während die darunterliegende Rinne beständig mit fließendem Wasser gespült wurde.

Nach Monaten auf asiatischen und afrikanischen Toiletten dann die Ankunft per Fähre in Italien. Wie erwartet, sind die Toiletten sauber und hygienisch: weiße, glänzende Emailleschüsseln. Und die Italiener, stellen wir fest, haben das Klobrillenproblem mit italienischer Eleganz gelöst. Die meisten öffentlichen Toiletten kommen ganz ohne Klobrille und Klodeckel aus.

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