: Zum Tod Buckleys - CIA–Experte im Libanon
■ Der „Terrorexperte“ und Chef der CIA im Libanon wurde 1984 gekidnappt / „Ismlamischer Heiliger Krieg“ bekannte sich zu Ermordung / US–Regierung gab indirekt Tod der Geisel zu und intensiviert Suche nach den fünf weiteren US–Geiseln / Suche nach Buckley - „Kreuzzug“ für die CIA
Washington (wps) - Als am 16.März 1984 in Westbeirut ein Mann namens William Buckley gekidnapt wurde, und sich anschließend der „Islamische Heilige Krieg“ zu dieser Aktion bekannte, wurden die Reagan–Administration und die CIA unter ganz besonderen Zugzwang gegenüber dem Iran und den von Iran unterstützten Integristen im Libanon gesetzt. Damals wurde Buckley als politischer Amtsträger der US–Botschaft in Beirut bezeichnet. Wie seine Entführer aber behaupteten, und wie jetzt auch offizielle Quellen in den USA bestätigen, war Buckley der Chef der Beiruter CIA. Er war sogar einer der „Terrorspezialisten“ der CIA, seine Entführung löste eine fast private Geisel–Krise für die CIA aus, erklärte ein CIA–Beamter später. In ihrem Hauptquartier in Langley mußten Buckleys Kollegen mitansehen, wie ihr „Terrorexperte“ selbst zum Opfer des „Terrors“ wurde, dessen Verbindung zwischen Beirut und der Regierung in Teheran die CIA nachweisen wollte. Mindestens ein Jahr lang unternahm die CIA alle möglichen Schritte etwas über den Aufenthalt Buckleys und der anderen US–Geiseln zu erfahren. Spitzel wurden eingesetzt, Telefon– und Telexleitungen abgehört, Satelllienfotos geschossen. Zwecklos. Nach Folter und einer langen Zeit ohne medizinische Behandlung, nahm man an, sei Buckley wahrscheinlich im Juni 1985 in Beirut gestorben. Die Kolumnisten Jack Anderson und Dal Van Atta behaupteten letzten Dezember, daß amerikanische Geheimdienstler vermuteten, Buckley sei in einem Teheraner Krankenhaus an den Folgen der Folter in Libanon und Iran gestorben. Die Entführer gaben dann im letzten Monat bekannt, Buckley sei, nachdem er die Zusammenarbeit mit der CIA gestanden hätte, hingerichtet worden. Der „Islamische Heilige Krieg“ gab an, man verfüge über von Buckley handschriftlich verfaßte Protokolle und Videos. US–Präsident Reagan bestätigte schließlich in der vergangenen Woche indirekt den Tod Buckleys. Er sprach von nur noch fünf US–Geiseln im Libanon, Buckley wäre der sechste gewesen. Die Bemühungen um die restlichen Geiseln soll die Reagan Administration nun intensiviert haben. Von den verbliebenen Geiseln habe niemand direkte oder indirekte Verbindungen zur CIA oder anderen Geheimdiensten, gaben US–Sprecher und inzwischen freigekommene Geiseln an. Die restlichen Geiseln hätten nach dem Tod Buckleys bessere Behandlung und vor allem kompetente medizinische Versorgung erfahren, heißt es zudem aus gut unterrichteten Quellen. Die Suche nach Buckley sei zu einer Art Kreuzzug für die CIA und zu einer persönlichen Aufgabe für deren Chef William J. Casey geworden. Die CIA habe zu keinem Zeitpunkt den Erfolg einer Befreiungsaktion gesehen, es sei bekannt gewesen, daß Buckley nach anfänglichem Widerstand der Folter erlegen und Informationen über Operationen der CIA herausgegeben hätte, hieß es weiter. Buckley wurde Mitte 1983 in den Libanon geschickt, um die Libanesen bei der Entwicklung von Methoden gegen den „Terrorismus“ zu unterstützen und die Präsenz des US–Geheimdienstes nach dem Attentat auf die US–Botschaft wiederaufzubauen. Zuvor hatte Buckley in Cairo gearbeitet, wo er half, eine Leibgarde für den später ermordeten Präsidenten Sadat aufzubauen. Die libanesischen Entführer konnten Buckley also durchaus verdächtigen und als Ziel eines möglichen Kidnapings ausmachen. Buckley wurde oft mit einem Walkie–Talkie in Beiruts Straßen gesehen und besuchte fast täglich das Büro des libanesischen Geheimdienstes, was ebenso leicht zu beobachten war. Ein einziges Mal habe die CIA Hilfe von einem FBI–Team erhalten, das die Geiseln ausfindig machen sollte. Das Team fuhr nach Beirut, konnte Buckley aber auch nach einem Monat sorgfältigster detektivischer Arbeit nicht aufspüren. Dennoch vermuten Experten auch heute noch, daß Buckley während der ganzen Zeit im Libanon war, und zwar fast ausschließlich in Beirut.
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