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■ Zum Rückzug Weizsäckers aus dem DSD-KuratoriumNicht reformierbar

Das Duale System Deutschland (DSD) konnte es sich durchaus als Erfolg anrechnen, den renommierten Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker als Vorsitzenden für sein Kuratorium gewonnen zu haben. Nun verläßt Weizsäcker den Tisch, an dem er etwa mit dem Coca-Cola-Chef und dem Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) sitzen durfte und von wo aus er der DSD-GmbH beratend zur Seite stehen sollte. Daß sich der Präsident des „Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie“ aus dem erlauchten Gremium verabschiedet, ist nicht verwunderlich. Seltsam ist, daß er es erst jetzt tut und daß er dabei auch noch Krokodilstränen darüber vergießt, daß eine ökologisch orientierte Reform des DSD nicht möglich war.

Das Duale System Deutschland ist ein reines Wirtschaftsunternehmen. Ersonnen von der Wirtschaft (genauer: von den Industrieverbänden), von ihr gegründet und in ihrem Besitz befindlich. Daseinszweck des DSD ist beileibe nicht der Schutz der Umwelt, sondern allein, die Auswirkungen der Töpferschen Verpackungsverordnung auf Handel und Industrie zu mildern. Vor allem galt es, den Handel von der Verpflichtung zu befreien, gebrauchte Verpackungen zurückzunehmen. Um der Verpackungsindustrie auch künftig den ungehemmten Absatz ihrer Produkte zu sichern, wurde mit dem Grünen Punkt sogar ein Zeichen erfunden, das die scheinbar ökologische Unbedenklichkeit der Verpackungen suggeriert: Lieber Kunde, brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, es wird ja alles recycelt.

Umweltschützer und auch viele Verbraucher glaubten nie so recht an die schöne, neue Ökowelt, die das DSD versprach. Statt Verpackungen zu vermeiden, begünstigte das DSD im Gegenteil deren Mehrverbrauch. Das Kuratorium sahen die Umweltverbände als plumpen Versuch, die Kritiker ruhigzustellen, und lehnten folgerichtig die angebotenen Sitze darin ab. Einzig die VerbraucherInitiative, die das Duale System als nicht vermeidbar ansah, nahm probeweise für ein Jahr teil, stellte jedoch mittlerweile die Zusammenarbeit wieder ein, da sie die Hoffnung, das System sei reformierbar, aufgeben mußte.

Weizsäcker sah sich auf einsamem Posten kämpfend, als „Flügelmann“, wie er in der Begründung für seinen Rücktritt sagte. Dabei zeigt er mit dem spitzen Finger auf die Umwelt- und Verbraucherverbände, die einfach nicht mitspielen wollten beim scheinbar so konstruktiven Dialog mit dem DSD. Er hatte gehofft, durch das Kuratorium seine Reformstrategie durchzusetzen, die unter anderem die Verteuerung von Rohstoffen und Energie vorsieht, um die Abfallvermeidung zu fördern. An die Stelle einer teuren Kunststoffverwertung (wie die ökologisch und ökonomisch zweifelhafte Rückverwandlung von Kunststoffprodukten in Öl) müsse die konsequente Vermeidung und die Entwicklung neuer, gut recycelbarer Verpackungsmaterialien treten.

Anscheinend erstaunt mußte Weizsäcker jedoch feststellen, was die von ihm kritisierten Umweltverbände schon längst erkannt hatten: nämlich daß solche Reformen das DSD „überfordern“. Betrachtet man die Interessen, die hinter dem DSD stehen und erst zu seiner Gründung geführt haben, kann dies allerdings mitnichten verwundern. Man fragt sich vielmehr, wie Weizsäcker überhaupt jemals auf den Gedanken verfallen konnte, das DSD sei an einem wahrhaften Schutz der Umwelt interessiert. Denn die Vermeidung von Verpackungen bedeutet weniger Umsatz – an Plastikrecycling, und sei es auch noch so teuer und unsinnig, läßt sich dagegen verdienen. Da braucht man nicht lange zu raten, für welche Option sich die Industrie und ihre Ausgeburt DSD entscheiden. Nicola Liebert

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