Zum "Knight Rider"-Remake: FDP-kompatible Vorabendserie
Das RTL-Remake von "Knight Rider" soll noch weniger taugen als das Original. Dabei besteht gerade in schwarz-gelben Zeiten wieder Bedarf an neu aufgelegten Actionserien aus den 80ern.
"Hart, aber herzlich"
Damals: Ein Gewinner der Reagonomics, der "Selfmade-Millionär" und Industrielle Jonathan Hart, löste 110 Folgen lang im Verein mit seiner journalistisch tätigen Ehefrau Jennifer, dem Butler Max sowie einem Hund namens Friedwart Kriminalfälle - weil das Golfen auf die Dauer dann doch zu langweilig wäre.
Und heute? Mit einem glücklichen, wenngleich kinderlosen Ehepaar im Zentrum, womöglich mit Gaby Dohm und Peter Weck in den Hauptrollen, würde "Hart, aber herzlich" als FDP-kompatible Vorabendserie problemlos durchstarten. Dabei würden die passionierten Gutverdiener vor allem betrügerischen Hartz-IV-Empfängern und anderen Sozialschmarotzern das üble Handwerk legen - ehrenamtlich, versteht sich. Damit Leistung sich wieder lohnt!
Simon & Simon
Damals: Das ungleiche "Brüderpaar" Rick und A. J. Simon betreibt eine Detektei, wobei sich das Lösen von Fällen nicht vermeiden lässt. Der Clou: Einer der Brüder ist total "crazy", der andere eher bodenständig. Ja, das reichte damals …
Und heute? Mit Christian Berkel als Rick und Wayne Carpendale als A. J. Simon müsste das Remake gleich in der ersten Folge mit einem Coming-out der beiden ungleichen "Brüder" beginnen. Danach ließe sich in 156 heiteren Episoden der Kleinkrieg der beiden Turteltäubchen mit der Bürokratie durcherzählen - Ehe, Adoption usw.
Ein Colt für alle Fälle
Damals: Der etwas tumbe, aber herzensgute Stuntman Colt Seavers ist mit Von-Häusern-Fallen und Mit-dem-Moped-über-Canyons-Spingen nicht ausgelastet. Deshalb verdingt er sich als Kopfgeldjäger, wobei er die Hilfe eines jungen Pärchens in Anspruch nimmt, das durch seine Tollpatschigkeit alles noch schlimmer macht.
Und heute? Der etwas tumbe, aber herzensgute Stuntman Heino Ferch wird arbeitslos, weil heute ja alles am Computer gemacht wird. Deshalb tut er sich mit den ebenso prekären Nichtsnutzen Veronica Ferres und Daniel Brühl zusammen, mit denen er Wirtschaftskriminelle jagt, die auf Kaution entlassen sind und sich in ihren Burgen in der Schweiz verschanzen - gegen den Willen der FDP, was zu allerlei Verwicklungen führt …
Remington Steele
Damals: Eine recht spröde Detektivin fühlt sich sexuell benachteiligt und benennt ihre Detektei nach einem Mann, damit mehr Kunden kommen. Doch dann kommt der echte Mr. Steele und sieht aus wie James Bond. Beide ermitteln fortan gemeinsam - und liefern sich ein verbalerotisches Dauergefecht.
Und heute? Spielt Pierce Brosnan wieder sich selbst (es kann nur einen geben) und bekommt Martina Gedeck, die sprödeste deutsche Schauspielerin, als Arbeits-WG-Genossin. Weil es im mitwachsenden Büro so gemütlich ist, betätigen sich die beiden bevorzugt in Sachen Onlineüberwachung und sind dabei direkt dem Innenministerium unterstellt. Nebenbei entdecken sie die Erotik des Bildschirms und ja, Brosnan legt den Anzug ab.
Trio mit vier Fäusten
Damals: Zwei Vietnamkriegsveteranen und ein Computerfreak fliegen ständig durch die Luft, spielen Auftragsschnüffler und werden dabei von einem orangefarbenen Roboter unterstützt. Häh? Ja, wir haben das auch nie verstanden.
Und heute? Werden die Rollen der Kriegsveteranen in einer Castingshow bei RTL2 unter den tausenden Bewerbungen von Afghanistanheimkehrern vergeben, die damit ihre eigenen Fernsehserie haben. Ein wichtiger Schritt zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft, hat bei Übergewichtigen, Schwererziehbaren und Publicitysüchtigen ja auch geklappt. Auch für Computerfreaks eine Lösung.
Agentin mit Herz
Damals: Die geschiedene alleinerziehende Mutter Amanda wird, huch, zufällig Agentin für den US-Geheimdienst und hat beständig Angst, dabei entdeckt zu werden. Gemeinsam mit dem echten Agenten Lee bekämpft sie die bösen Russen. Dabei verlieben sie sich, also Amanda und Lee, alleinerziehend bleibt sie trotzdem.
Und heute? Ist die Figur der geschiedenen alleinerziehenden Mutter (Simone Thomalla) aktueller denn je. Zusammen mit dem Allzeitbereit-Türken Erol Sander durchschnüffelt sie den internationalen Terrorismus. Eine Burka und ein Damenbart verhindern dabei, dass sie trotz Internet und Leserreporter enttarnt wird.
Mac Gyver
Damals: Unser Held ist Agent irgendwelcher "Special Forces" und bis auf die Unterhosen durchtränkt von seinem Glauben an das Gute, dem er mithilfe improvisierter Basteleien in allerletzter Sekunde zu seinem Recht verhilft - denn der Mann verabscheut Handfeuerwaffen, weshalb er sich mit gesundem Menschenverstand, Klebeband und Taschenmesser an die Weltenrettung machen muss.
Und heute? Obwohl auch 2009 MacGyver alle Probleme mit gesundem Menschenverstand und viel Wissen um Physik, Chemie und Elektrotechnik löst, war Angela Merkel für die Rolle nicht zu gewinnen. Schade, denn MacGyver soll laut Drehbuch selbst größte Haushaltslöcher mit improvisierten Versprechungen und halsbrecherischen Spagaten lösen …
Das A-Team
Damals: Vier mehr oder weniger durchgeknallte Exsoldaten fliehen aus dem Gefängnis und fortan vor der Polizei, finden dabei aber noch reichlich Gelegenheit, Robin-Hood-mäßig für das Gute zu kämpfen und jedem einen draufzugeben, der ihnen quer kommt.
Und heute? Vier Jugendliche mit mehr oder weniger offensichtlichem Migrationshintergrund aus Neukölln fliehen aus dem Jugendstrafvollzug. Ihre Robin-Hood-Aktivitäten konzentrieren sich auf die Zentrale der Bundesbank in Frankfurt am Main. Zum Abbau von Vorurteilen spielt die Rolle des bulligen Haudrauf B.A. der Modelcastinggott Bruce Darnell, der auch mit 50 noch als 17-Jähriger durchgeht. Denn diesmal wird alles integriert.
Magnum
Damals: Der sympathische Habenichts und traumatisierte Vietnamveteran Thomas S. Magnum lebt auf Pump beziehungsweise auf Hawaii als "Sicherheitschef" in der Villa des obskuren Bestseller-Autoren Robin Masters, die aber bereits von den beiden Kampfhunden Zeus und Apollo des distinguierten Haushälters Higgins ausreichend gesichert ist. Deshalb fährt Magnum im Ferrari des Schriftsteller von Strandbar zu Strandbar und löst Fälle.
Und heute? Harald Schmidt, ein auf nette Weise traumatisierter Afghanistanheimkehrer, lebt als Hartz-IV-Empfänger im Schloss des obskuren Schriftsteller Peter Handke auf der Insel Mainau in den Tag hinein. Hauptberuflich für das Beschneiden der Rosen zuständig, lässt ihm Higgins (Henry Hübchen) mit seiner Arroganz keine andere Wahl, als mit dem Ferrari des Schriftstellers von Strandbar zu Strandbar zu fahren, um sich dort eine Existenz als Stand-up-Comedian aufzubauen. Kaum kann er nennenswerte Zuverdienste verbuchen, kommt ihm auch schon der Industrielle Jonathan Hart auf die Schliche …
FRA/DAZ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen