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■ Zum Bombenanschlag auf den CDU-Politiker BlankVorwärts in die Vergangenheit

Für Detlev Karsten Rohwedder kam die „Zäsur“ der Roten Armee Fraktion (RAF) zu spät. Weil der Diskussionsstand der linksradikalen Hinrichtungsspezialisten Anfang 1991 noch weit entfernt war vom Niveau des Jahres 1992, mußte der ehemalige Treuhand-Chef sterben: Der letzte Mord unter dem RAF- Signet, erneut ausgegeben als revolutionärer Akt auf der Seite der „Erniedrigten und Beleidigten“ und als Kampfbeitrag „für ein menschliches Leben in Würde und frei von Herrschaft“.

Mit der Erklärung vom April 1992 vollzog die RAF dann den Bruch: Abkehr vom tödlichen Terror, hin zu den sozialen Bewegungen. Diese späte politische Korrektur konnte die Opfer der RAF-Politik zwar nicht wieder zum Leben erwecken, aber sie barg doch die Hoffnung, den blutigen politischen Irrtum von der „Metropolenguerilla“ in Deutschland beenden zu können. Während für die RAF-Kader selbst der revolutionäre Erkenntniszugewinn in eine neue Politik mündete, schicken sich andere Linksradikale namens „Antiimperialistische Zelle“ (AIZ) nun an, in die Fußstapfen der alten RAF zu treten.

Der Bombenanschlag auf den Düsseldorfer CDU- Bundestagsabgeordneten Joseph-Theodor Blank vom vergangenen Wochenende weist ebenso in diese Richtung wie die vorangegangenen Anschläge der AIZ in Bremen und Wolfsburg. Wie bei der alten RAF dient auch dieser neuen Terrorfraktion eine Imperialismusanalyse auf Klippschulniveau – die westlichen Industriestaaten als Verantwortliche für alles Elend in dieser Welt – als Rechtfertigung für ihr gefährliches Guerillaspiel: „ohne potentiell tödliche aktionen wird die brd-linke hier nicht den druck auf die eliten ausüben können, der im rahmen der internationalen auseinandersetzung zwischen dem imperialismus und den um befreiung kämpfenden menschen notwendig ist“, fabulieren die linken Bombenbastler, deren Anschläge bisher nur aufgrund glücklicher Umstände lediglich Sachschäden verursachten. Diese Skrupellosigkeit geht zwar auch vielen in der linksradikalen militanten Szene zu weit, aber alle Aufrufe, etwa der „Gruppe Barbara Kistler“, das „Projekt“ AIZ rundweg „aufzulösen“, blieben bisher ohne Wirkung.

Wenn der „Erkenntniszugewinn“ der neuen linken Fundamentalisten sich ähnlich „stürmisch“ entwickelt wie bei den alten RAF-Kadern, steht eine blutige Gewalteskalation ins Haus, die neben dem Leid für die unmittelbaren Opfer auch eine eklatante Erschwernis für alle emanzipatorischen Politikansätze in Deutschland mit sich bringen würde. Walter Jakobs

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