■ Zukunft Bauen: Wir mischen mit
Wenn sich die Spitzen der deutschen Zementhersteller zu ihrem Kongreß am Wochenende in Berlin versammeln, erwartet der Kenner der Szene graue Debatten über den Einsatz von Spezialbeton und neuen Mischmaschinen. Und abends, nach getaner Langeweile, können die harten Männer vom Bau den Ku'damm stürmen, durch die Bars ziehen oder die Schönen von der Bäcker-Innung aufmischen, die im gleichen Hotel abgestiegen sind. Aber daraus wird in diesem Jahr nichts. Die obersten Zementmischer werden „weder über Produkte noch über Baustoffe reden, sondern über Politik und Investitionen“, serviert Jürgen Lohse, Präsident des Verbands, alle Hoffnungen auf die Sause ab.
Warum der Wahnsinn? Betonköpfigkeit? Oder mauert der Mann nur? Nichts dergleichen. Die Zementmischer plagen „die Sorgen“ um die Hauptstadt, die Planung in der Stadtmitte und die „Zukunft der Jugend“. Große Themen also. Darum ist Einmischung gefragt, denn es „stören“ die „fehlenden Signale aus Bonn“ und das Berliner Geplärre, die Stadt werde eine „Horrorbaustelle“ und lasse eine ganze Generation von Baulärmbehinderten zurück. Die Einmischer fordern Mitmischung beim Hauptstadtbau. Statt seichtem Umzugsgequatsche knallharter Mörtel unter dem Motto: „Wir liefern die Planungen und den Zement gleich mit.“
Doch was steckt dahinter? Vielleicht die Angst, die historische Mitte werde nur aus Ziegeln, Haustein oder in Tonbauweise entstehen oder der Bauminister Brandenburgs ließe angesichts der vergangenen Plattengewitter nur noch Strohhütten bauen? Keineswegs. Untermischen und vermischen ist die Absicht, versteht man Gerhard Rohrbach (Dotternhausen/Württ.) von der Zementpresse richtig. Es stört wohl, daß nicht alles im Takt der Betonmischmaschine geht. „Es kommt darauf an, was man daraus macht“, heißt es in der Beton-Eigenwerbung. Damit sind die Qualitäten des Baustoffs gemeint. Mit dem grauen Verfestiger in den Gehirnwindungen ist fraglich, ob mehr dabei herauskommt. Rolf Lautenschläger
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