piwik no script img

■ KommentarZügig, bitteschön

Nun wird es ernst. Die Vereinigung zur Förderung verkehrspolitischen Wahnsinns formiert sich. Die Transrapid-Planungsgesellschaft hat ihre Hamburger Lobbyisten-Herberge bezogen. Dem Büro soll bald der Beton folgen: 300 Kilometer Stelzen quer durch Norddeutschland, um zu beweisen, was nicht zu beweisen ist: Daß der Magnetgleiter Transrapid das Verkehrsmittel der Zukunft sei.

Sechs bis zehn Milliarden Mark kostet es die Steuerzahler, um eine „Referenzstrecke“ in die Landschaft zu stellen, auf der deutsche Firmen demonstrieren können, daß sie ein Verkehrsmittel zu bauen in Lage sind, das wirtschaftlich nicht zu nutzen und deshalb unverkäuflich ist.

Ein Verkehrsmittel, daß uns alle teuer zu stehen kommen wird, weil es nur mit Subventions-Milliarden am Leben erhalten werden kann, da die erforderlichen Millionen an Passagieren ganz schlicht nicht vorhanden sind. Ein Verkehrsmittel, daß in direkter Konkurrenz zu einer – erheblich billigeren – ICE-Verbindung steht, ein Verkehrsmittel, daß Träume nährt vom Direktanschluß an einen norddeutschen Großflughafen in Parchim, den es nicht geben wird, weil weder Hamburg noch Berlin bei ihren City-Flughäfen abzuspecken bereit sind.

Ein Verkehrsmittel zudem, das ökologisch unverantwortlich ist, ein Verkehrsmittel mithin, für das es nur ein Argument gibt: Es ist technisch machbar. Eine arg dürftige Begründung.

Mit ein bißchen Phantasie sollten die Transrapid-Gegner in der Lage sein, den Wahnsinn auf Stelzen zu kippen. Sie müßten nur jetzt mal loslegen. Aber zügig, bitteschön.

Sven-Michael Veit

Bericht Seite 22

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen