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■ MedienschauZu unzivilisiert für Vollmitgliedschaft?

Obwohl Länder wie beispielsweise Griechenland und Portugal, die erst viel später einen Antrag auf Mitgliedschaft stellten, der Türkei vorgezogen wurden, plädierten die Europabefürworter in der Türkei über die Jahre hinweg weiterhin für eine Vollmitgliedschaft der Türkei. Die Aussagen, die nun im Rahmen eines Treffens der Regierungschefs einiger EU-Länder in Brüssel getroffen wurden, haben jedoch auch das Lager der EU-Befürworter aufs äußerste erschüttert. Der Journalist Oktay Eksi der nationalliberalen Hürriyet (Frankfurt) befaßt sich mit diesem Thema: „Tagesordnungspunkt dieses Treffens war unter anderem, ob die Türkei zum Kreis derjenigen Staaten zu zählen sei, über deren Mitgliedschaft im Juni dieses Jahres entschieden wird. Wilfried Martens, Vorsitzender der Europäischen Volkspartei, sprach nach dem Treffen davon, daß man übereingekommen sei, die Türkei nicht als Vollmitglied zuzulassen. Das Projekt Europa sei ein kulturelles Projekt, aber trotzdem sei man der Ansicht eine enge Zusammenarbeit anzustreben.

(...) Damit aber nicht genug. Wim Van Weizen in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Vereinigung Christlich-Demokratischer Parteien Europas wies in Zeitungsmeldungen auf die kulturellen und menschlichen sowie hinsichtlich der christlichen Werte bestehenden Unterschiede der Türkei zu Europa hin. Die Türkei ist demnach zu unkultiviert, um in die EU aufgenommen zu werden, welch ein Affront, welch Beleidigung. Die Verletzung von Menschenrechten sowie die fundamentalistischen Tendenzen werden ja auch von uns verurteilt. Aufgrund dieser Probleme möchte man die Türkei nicht aufnehmen.

Aus der „Hürriyet“ vom 8.03.1997

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