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Archiv-Artikel

Zu Lasten Hamburgs?

MSC, weltweit die Nummer zwei im Container-Verkehr, soll in Bremerhaven „eigenen Terminal“ bekommen

Bremen taz ■ Schritt für Schritt gibt das Land Bremen sein Monopol auf den Hafenumschlag auf und beteiligt weltweite Konzerne an den Umschlagplätzen. Nach der Maersk-Reederei soll jetzt der zweitgrößte Reeder der Welt, die „MSC“ (Mediterranean Shipping Company), an einem Container-liegeplatz in Bremerhaven beteiligt werden. Von MSC gab es gestern dazu keine Auskunft – die Vertragsunterzeichnung steht erst heute an. „Wir haben uns gewundert, dass das jetzt schon vom Senat mitgeteilt wird“, so ein MSC-Vertreter „not amused“. MSC will morgen auf einer Pressekonferenz mit der Container-umschlagsfirma Eurogate sein Engagement vorstellen.

Bremens Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) konnte offenbar gestern nach der Senatssitzung das Wasser nicht mehr halten, berichtete bereits über die europaweiten Engagements der Eurogate in „Wir“-Form und informierte über den noch nicht unterzeichneten Vertrag zwischen Eurogate und MSC. Der Senat wird für MSC mit 19 Millionen Euro den 30 Jahre alten Containerliegeplatz CT I in Bremerhaven modernisieren. Etwa 30 Millionen Euro werde die Eurogate in neue Krananlagen stecken, teilte der Senator mit. MSC selbst wird sich offenbar finanziell nicht an der Investition beteiligen. Bremen erwartet mittelfristig über den neuen Umschlagplatz 500.000 Container mehr pro Jahr – im Jahr 2003 hatte das Containerterminal 3,2 Millionen TEU Umschlag.

Für die Grünen ist die Modernisierung von CT I ein Beweis dafür, wie viel Kapazität in den älteren Anlagen steckt. Der hafenpolitische Sprecher der Grünen, Peter Lehmann, meinte: „Es wird Zeit, dass in der Hafenpolitik nicht immer nur neue, ökologisch wertvolle Flächen beansprucht werden.“ Mehrere Liegeplätze des CT II sind in einem ähnlichen Zustand wie das CT I und warten auf ihre Modernisierung. Die Infrastruktur jedes neuen Liegeplatzes des geplanten CT IV kostet fünfmal so viel wie die Modernisierung des CT I.

In Bremer Senatskreisen geht man davon aus, dass MSC vor allem aus Hamburg Container-Kapazitäten abzieht, um den eigenen Terminal auszulasten. Auskunft darüber gibt es auch erst morgen. klaus wolschner