: Zlotys statt Devisen
■ Großeinkaufstag für viele Polen / Vorschlag über Sonderzone / Grenzer suchen neue Betätigung
Warschau/Berlin (dpa/ap) - In Polen ist die Währungsunion mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden. Viele, die östliches Bargeld im Sparstrumpf oder auf Devisenkonten hatten, fühlen sich enttäuscht. Für Bargeld erhalten sie nichts. Das Geld von den Devisenkonten wird ihnen in Zlotys umgetauscht. In den letzten Tagen herrschte ein Massenandrang an der Grenze. Viele Polen versuchten noch, ihre Ost-Mark in Waren umzusetzen und sich vor Inkrafttreten verschärfter polnischer Zollbestimmungen am 1. Juli in West -Berlin mit Waren einzudecken.
Der polnische Außenminister Krzysztof Skubiszewski hat die Einrichtung einer wirtschaftlichen Sonderzone an der Grenze zwischen Polen und der DDR vorgeschlagen. In der Regierungszeitung 'Rzeczpospolita‘ schrieb er, für eine Übergangszeit sollten auf dem Gebiet der heutigen DDR gegenüber polnischen Waren die EG-Importbeschränkungen noch nicht in Kraft treten.
Von den gegenwärtig noch 14.000 DDR-Grenzern, die mit dem Wegfallen der innerdeutschen Kontrollen ihren bisherigen Job verlieren, werden viele allerdings nicht arbeitslos werden. Sie sollen nun als „grüne Zoll-Polizei“ an den Grenzen zu Polen und der CSFR sowie an der Küste eingesetzt werden. Laut 'adn‘ besteht die Truppe bereits aus 1.500 Mann. Innenminister Diestel möchte die Zoll-Polizei auf 6.000 aufstocken und versprach den Grenzern schnelle Hilfe im Rahmen von Umschulungsprogrammen.
Auf der bundesdeutschen Seite waren bislang ebenfalls zwischen 12.000 und 14.000 Mitarbeiter des Bundesgrenzschutzes eingesetzt. Diestels Amtskollege Schäuble sicherte „seinen“ Grenzern ebenfalls Hilfe zu. Für alle Betroffenen sollten „sozialverträgliche Alternativen“ gesucht werden. Im Gespräch ist ein Übertritt der BGS -Beamten in die Landespolizei, zum Beispiel im Einsatz gegen Demonstrationen, die Übertragung von Luftsicherheitsaufgaben und die Übernahme der Aufgaben von Bahnpolizei und Fahnungsdienst.
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