: Zigarettenmafia unter Verdacht
■ 18 Verdächtige nach Vietnamesenentführung festgenommen. Prozeßbeginn wegen tödlicher Schießerei
Berlin (AFP/dpa) – Nach der unblutig beendeten Entführung eines Vietnamesen in Berlin hat die Polizei inzwischen insgesamt 18 Verdächtige festgenommen. Die 16 Vietnamesen und zwei Deutsche sollten noch im Laufe des gestrigen Tages dem Vernehmungsrichter vorgeführt werden. Sie stehen im Verdacht, an der Geiselnahme eines 23jährigen Vietnamesen beteiligt gewesen zu sein, den die Polizei am Dienstag nach dreitägiger Gefangenschaft in einer Berliner Wohnung befreien konnte. Bei mehreren Wohnungsdurchsuchungen hatten die Beamten am Dienstag zehn Schußwaffen, teilweise mit Schalldämpfern versehen, und Munition sichergestellt. Nach Angaben der Polizei gehören die vietnamesischen Tatverdächtigen der sogenannten Ngoc-Thien-Bande an, die in der Hauptstadt am illegalen Zigarettenhandel beteiligt ist.
Seit gestern müssen sich zudem zwei Vietnamesen wegen einer Schießerei zwischen rivalisierenden Zigarettenhändlergruppen vor dem Berliner Landgericht verantworten. Der Prozeßbeginn wurde von der Angst vor Racheakten beherrscht. So schloß das Gericht bei der Aussage eines der Angeklagten die Öffentlichkeit aus, weil dieser „eine Gefährdung des Lebens“ zu befürchten haben. Er habe mit umfangreichen Aussagen während der Ermittlungen Dritte belastet, die in den illegalen Zigarettenhandel verwickelt sein könnten.
In dem Prozeß sind ein 23jähriger und ein 24jähriger Vietnamese des versuchten Totschlags und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Bei der Schießerei zwischen rivalisierenden Zigarettenhändlern war am 20. Dezember 1995 ein Vietnamese in Berlin auf offener Straße getötet worden. Der Prozeß wird am Freitag fortgesetzt.
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