: Zieht die „Volksarmee“ aus Bosnien ab?
Sarajevo (afp/taz) — Wegen des von den Serben gefeierten orthodoxen Osterfestes ging die Intensität der Kämpfe in Bosnien am Sonntag zurück. Auch deshalb konnten sich Vertreter der Führung von Bosnien- Herzegowina und des jugoslawischen Rumpf-Staatspräsidiums treffen, um über die Zukunft der serbisch dominierten Bundesarmee in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik zu verhandeln. Zeit und Ort des Treffens wurden geheimgehalten. Nach Informationen aus Sarajevo wollten der bosnische Präsident Alija Izetbegovic, der jugoslawische Verteidigungsminister Blagoje Adzic und der stellvertretende Vorsitzende des Rumpfpräsidiums, Branko Kostic, am Nachmittag außerhalb Sarajevos zusammenkommen. Wenn Serbien und Montenegro am heutigen Montag wie geplant die neue jugoslawische Bundesrepublik ausrufen, wird sich die im unabhängigen Bosnien stationierte Bundesarmee in einem ausländischen Staat befinden. Doch deutete die Armeeführung an, sie wolle sich lediglich aus den nicht von Serben beanspruchten Gebieten in Bosnien zurückziehen.
Am Samstag war in mehreren Regionen Bosnien-Herzegowinas der von der EG vermittelte neue Waffenstillstand gebrochen worden. Im Südwesten der Republik, in der Gegend von Livno, waren am Samstag nach Armeeangaben 72 kroatische Soldaten getötet worden, nachdem dort von serbischen Freischärlern eine neue Front eröffnet worden war. Die ebenfalls von Kroaten und Muslimanen bewohnten Städte Mostar und Capljina im Süden der Republik waren am späten Samstag abend mit schwerer Artillerie beschossen worden. Aus Zvornik im Osten wurden am Sonntag morgen Kämpfe gemeldet. Dort hatten sich im Viertel Kula Tausende Muslimanen verbarrikadiert und den serbischen Milizen und der Armee Widerstand geleistet.
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