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Zhao bereit zu Reformen in China

■ Antwort der chinesischen Führung auf Dialogforderung der Studenten steht noch aus / Neue unabhängige Studentenvereinigung will Vorschläge für Demokratisierung erarbeiten

Peking (afp/ap) - Mehr als 1.000 Studenten haben gestern in Peking mit einer Solidaritätsaktion die Forderungen von Journalisten nach einer unabhängigen Presse unterstützt. Die 31 Pressevertreter überreichten eine entsprechende Petition mit über 1.000 Unterschriften an den Berufsverband. Der chinesische Parteichef Zhao Ziyang hat am Montag seine Bereitschaft zu wirtschaftlichen und sozialen Reformen bekundet. Wenige Tage vor dem Besuch des sowjetischen Staatschefs Gorbatschow kam er damit den Studenten entgegen, die zum größten Teil wieder an ihren Vorlesungen teilnehmen. Zhao erklärte bei einem Treffen mit türkischen Politikern, die Lage habe sich deshalb nicht zugespitzt, weil Regierung und Partei eine tolerante und zurückhaltende Politik verfolgt und die Mehrheit der Studenten zunehmend eine vernünftige Haltung angenommen hätten. Regierung und Partei würden sich den von den Studenten aufgeworfenen Problemen annehmen.

In den Reihen der Studentenbewegung zeigen sich Anzeichen von Verwirrung und Spaltung. An der Pekinger Beida -Universität, von der die Bewegung für eine Förderung des Bildungswesens und eine Demokratisierung ausgegangen war, nahmen Studenten einen Aufruf zum Ende des Vorlesungsboykotts zurück. Ein neuer Streik wurde etwa zur Hälfte befolgt. Studentenführer hatten der Regierung bis Montag nachmittag Zeit gegeben, um ihre Forderung nach einem Dialog zu beantworten. Neben dem verbotenen Vereinigten Pekinger Hochschulbund, der die Proteste organisierte, hat sich jetzt eine neue unabhängige Studentenvereinigung gegründet. Die Organisation appellierte an Regierung und Partei, in den Dialog mit den Studenten einzuwilligen. Einer der Führer dieser Gruppe erklärte, seine Organisation wolle einige konstruktive Vorschläge für die Errichtung einer Demokratie und eines Rechtssystems vorlegen. Sie verstehe sich nicht als Opposition. Der Vereinigte Pekinger Hochschulbund war am vergangenen Wochenende für ein Ende des Boykotts eingetreten.

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