Zensur : US-Forscher gegen Maulkörbe
US-Wissenschaftler wollen es nicht länger hinnehmen, dass ihnen von der Bush-Administration ein Maulkorb verpasst wird. Auf dem diesjährigen Treffen der American Association of Advancement of Science (AAAS) beklagte David Baltimore, Nobelpreisträger und scheidender Präsident des California Institute of Technology (CalTech), die zunehmende Kluft zwischen der Wissenschaft und der Bush-Regierung. Er rief seine Forscherkollegen dazu auf, sich gegen politische Zensur zu wehren. Die Politik dürfe nicht darüber bestimmen, ob und welche wissenschaftliche Ergebnisse veröffentlicht werden, sagte Baltimore. Auslöser der Diskussion sind vor allem zwei Fälle aus der jüngsten Vergangenheit, bei denen die Bush-Verwaltung versucht hatte, Wissenschaftlern zu verbieten, ihr nicht genehme Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Der Forschungsbehörde NOAA zum Beispiel wurde verboten, die zunehmenden Hurrikane mit den Treibhausgasen in Verbindung zu bringen. Und einem renommierten Klimaexperten der NASA, James Hansen, wurden nach einem Kongressvortrag sogar offiziell persönliche Konsequenzen angedroht. Hansens Forschungsergebnisse kollidieren mit der umstrittenen Bush-Politik, die davon ausgeht, dass die Erderwärmung nicht auf den zunehmenden Ausstoß von Treibhausgasen zurückzuführen ist. Dem Klimaexperten Hansen wurde zudem untersagt, dem Rundfunksender NPR ein Interview zugeben, weil dieser, so die Begründung, „zu liberal“ sei. WOLFGANG LÖHR