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Zehntausende beim „Marsch auf Washington“

■ US-Präsident Clinton lobt die Ziele und distanziert sich von den Veranstaltern

Washington (dpa/AFP/taz) – Wenige Stunden vor einer Großkundgebung von Hunderttausenden schwarzen US-Amerikanern in Washington hat US-Präsident Bill Clinton zur Einheit unter den Rassen aufgerufen. In einer Rede in Austin, Texas, lobte Clinton gestern die Ziele der Teilnehmer am Marsch, distanzierte sich jedoch von Schwarzenführer Louis Farrakhan, der zu der Kundgebung aufgerufen hatte.

Bereits am frühen Morgen war der Platz vor dem Kapitol in Washington gefüllt mit schwarzen Männern. Die radikale Bewegung Farrakhans, die „Nation of Islam“, fordert einen unabhängigen Schwarzen- staat, ein Ende der „weißen Unterdrückung“ sowie die Befreiung aller inhaftierten schwarzen Muslime. Die Organisatoren rechneten mit einer Million, die Sicherheitskräfte mit rund 350.000 Teilnehmern. Die US-Regierung hatte am Vortag die Kundgebung mißbilligt und Farrakhan als Rassisten bezeichnet. Auch der ehemalige Generalstabschef Colin Powell sagte, er werde wegen der Ansichten Farrakhans nicht an dem Marsch teilnehmen.

In Hunderten Autos und mindestens 40 Charterflugzeugen trafen am frühen Morgen die Teilnehmer der Großkundgebung in Washington ein und versammelten sich auf der Mall, die zum Kapitol führt. Mit einer Million Teilnehmern wäre die Kundgebung die größte Demonstration, die jemals in Washington stattfand. Die „Nation of Islam“ organisierte die Kundgebung in Anlehnung an den berühmten von Martin Luther King initiierten „Marsch auf Washington“ im Jahr 1963, an dem 250.000 Menschen teilgenommen hatten. Auch die Bürgerrechtsbewegung NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) hatte zu der Kundgebung aufgerufen.

Zahlreiche Reden standen für diesen Tag der „Sühne und Wiederversöhnung“, wie ihn die Organisatoren nennen, auf dem Programm. Siehe Seite 11

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