Zé Roberto, Zauberbrasilianer : Der Gefeierte
wird in einer Lautstärke gefeiert, für die selbst Rafael van der Vaart eine längere Anlaufzeit brauchte Foto: dpa
Normalerweise gilt Uli Hoeneß als ein Mann mit großem Fußballsachverstand – am Samstag zweifelten allerdings 57.000 Zuschauer in der Hamburger Arena an ebendiesem: „Warum haben die Bayern bloß diesen Zé Roberto ziehen lassen?“, war die meistdiskutierte Frage und jeder konnte den Ärger von Bayerns Trainer van Gaal über den Verlust des 35-jährigen Brasilianers nachvollziehen. Der wollte sich in München nicht mit einem Einjahresvertrag abspeisen lassen und beharrte auf einen längerfristigen Vertrauensvorschuss.
Der wird ihm jetzt in Hamburg gegeben und einen Teil davon hat er bereits am zweiten Spieltag so überzeugend zurückgezahlt, dass die Fans ihn in einer Lautstärke feierten, für die selbst Rafael van der Vaart eine längere Anlaufzeit brauchte. Rekordverdächtig ist auch die Anzahl der Ehrentitel, mit denen er bereits belegt wird: „Zauberbrasilianer“ oder „Taktgeber“. ZDF-Reporter Bela Rethy sieht in ihm gar den „soziologischen Star“ der Mannschaft und spielt damit auf seine Rolle als Integrationsfigur an, die er in Hamburgs Multi-Kulti-Truppe auch außerhalb des Platzes sofort eingenommen hat.
Auf dem Platz nimmt er diese Funktion wahr, indem er die einzelnen Bestandteile des HSV-Spiels leichten Fußes zusammenführt. Lange hat man keine HSV-Mannschaft mehr gesehen, die sich so aus einem Guss präsentierte. Ein Spieler, an dessen Seite auch Eljero Elia und Dennis Aogo über sich hinauswachsen können, hat dem HSV gefehlt. Marcus Berg bezeichnete ihn nach dem überzeugenden Sieg gar als „besten Spieler, mit dem ich je zusammengespielt habe“.
Nichts demonstrierte dessen Führungsanspruch so wie die Art, in der er nach Doppelpass mit dem Pfosten in der 10. Minute die 2 : 1-Führung erzielte. Da wichen selbst die Dortmunder Abwehrspieler zur Seite und gewährten ihm freies Geleit.RALF LORENZEN
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