: Zahlreiche Tote in Kabul
Kabul (afp) - Die Rücktritts-Ankündigung des afghanischen Übergangspräsidenten Sibgatullah Modschaddedi hat in Kabul offenbar als Signal für eine erneute Ausweitung der Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Milizen und Mudschaheddin- Gruppen gewirkt. Der mächtige Chef der Usbeken-Miliz, Abdul Raschid Dostam, rief die Kämpfer der Mudschaheddin am Donnerstag zu einer sofortigen Beendigung der Gefechte auf. Dostam erklärte er werde es „nicht dulden“, wenn jemand in Kabul die Macht übernehmen wolle. Davon unbeeindruckt, wurden die Kämpfe in vielen Stadtvierteln mit unverminderter Härte fortgesetzt. Zahlreiche Menschen wurden getötet. Zuverlässige Bilanzen über die Zahl der Opfer lagen zunächst nicht vor.
Dostams Milizen hatten wesentlich dazu beigetragen, im April die kommunistische Regierung zu stürzen. Unterdessen brach der Raketen- und Kanonenbeschuß nicht ab. Überall waren Gewehrsalven und gewaltige Explosionen zu hören. Nach Augenzeugenberichten wurden Granaten mit Raketenantrieb und schwer bewaffnete Truppentransporter eingesetzt. Die Schoora- e-Nasaar-Kämpfer von Verteidigungsminister Achmed Schah Masood umstellten nach Augenzeugenberichten das Gebäude, das von den schiitischen Hesb-e-Wachdat-Einheiten gehalten wurde. Bislang wurden beide Fraktionen zu Dostams Militärbündnis gerechnet. Militärische Beobachter schlossen aus diesen Kämpfen, daß das Bündnis nun auseinandergebrochen sei. Die Hesb-e-Wachdat hatten den Übergangspräsidenten Modschaddedi unterstützt, der am Mittwoch seinen vorzeitigen Rücktritt für Donnerstag ankündigte, um ihn dann doch auf Sonntag zu verschieben. Modschaddedi hatte als Begründung für den Rücktritt die Differenzen mit dem Verteidigungsminister genannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen