Neue Bilanzen : Zahlenspielereien
Haushaltspolitischer Meilenstein oder sinnfreies Zahlenspiel – die Vorlage der ersten Hamburg-Bilanz kann diese Frage nicht beantworten. Noch nicht. Die geplanten jährliche Gewinn- und Verlustrechnungen können einen Beitrag zur Transparenz der wirtschaftlichen Lage der Stadt leisten – aber genauso auch verschleiern.
Kommentar von MARCO CARINI
Bilanzen sind Einfallstore für Rechen-Tricks und Zahlenjonglierereien. Wo Buch-, Zeit- und Verkehrswerte bei der Taxierung des städtischen Vermögens schwer nachvollziehbar durcheinander purzeln, da ist schon die Grundlage fraglich. Wo Vermögenswerte wie das Rathaus oder die Binnenalster auftauchen, die nicht verkauft werden können oder sollen, wird letztlich totes Kapital als Aktiva bilanziert. Dass die Bilanz von keinem Wirtschaftsprüfer testiert wird und die städtischen Unternehmensbeteiligungen zunächst nicht auftauchen, verweist auf weitere Schwächen.
Eines aber ist klar: Das modische Zahlenwerk definiert Hamburg als Konzern, der rein nach kaufmännischen Kriterien zu lenken ist. Dass eine Stadt aber zuallererst ein Gemeinwesen ist, das aus Menschen besteht und nicht aus Vermögenswerten und Gewinnerwartungen, gerät dabei aus dem Blick.
Dieser Perspektivwechsel ist durch den Bilanzansatz nicht nur unumgänglich – er ist gewollt.