: Zahl der Drogentoten über 2.000
Frankfurt (ap) — Zum erstenmal sind 1991 mehr als 2.000 Menschen in Deutschland an Drogenmißbrauch gestorben. Das entspricht einer Verdoppelung der Zahl innerhalb von zwei Jahren und einer Steigerung um rund ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Ebenfalls zum erstenmal meldete mit Mecklenburg-Vorpommern ein neues Bundesland ein Rauschgiftopfer. Eine Umfrage ergab, daß bisher in allen 16 Bundesländern zusammen 2.046 Menschen als Drogenopfer für 1991 registrert wurden. Die endgültige Zahl dürfte erst in einigen Wochen vorliegen, wenn die Obduktionen abgeschlossen sind. Die neuerliche starke Steigerung — bereits vor einem Jahr war eine Zunahme um knapp 50 Prozent auf knapp 1.500 Opfer registriert worden — wurde wiederum darauf zurückgeführt, daß die Widerstandskraft zahlreicher Langzeitabhängiger zum Erliegen gekommen sei. Aber auch der Preisverfall wurde als Ursache verstärkten Konsums genannt. Die höchsten Steigerungsraten wurden aus Hessen, Nordrhein- Westfalen und Berlin gemeldet. Frankfurt am Main, wo 1991 allein 146 Menschen der Droge erlagen, bleibt nach Angaben des hessischen Landeskriminalamts weiterhin der zentrale Drogenumschlagplatz in Deutschland. In Hessen kamen mindestens 305 Menschen durch Drogenkonsum, überwiegend Heroin, ums Leben, wie das LKA in Wiesbaden meldete. Damit liegt die Zahl der Drogentoten fast um 50 Prozent höher als im Jahr 1990, als 208 Rauschgiftabhängige starben. Eindeutiger Schwerpunkt ist Frankfurt am Main. Ein LKA-Sprecher führte die Steigerung darauf zurück, daß bei Abhängigen, die seit vielen Jahren Drogen nehmen, die Widerstandskräfte nachließen. Auch sei ein höherer Reinheitsgehalt des Rauschgifts festzustellen. Dies führe zu Überdosierungen. Die Berliner Polizei registrierte im vergangenen Jahr 216 Drogentote, 70 mehr als 1990.
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