ZWISCHEN DEN RILLEN : Viel Hype um nichts
DENA „Flash“ (Normal Surround/!K7/ Alive)
Latzhose, Plateausandalen und klobige Statementkette: DENA wirkt, als sei sie direkt aus dem HipHop-Daisy-Age der frühen Neunziger in die Gegenwart gereist. Nicht nur ihr Style, auch ihr Rapsound erinnert auf ihrem nun erscheinenden Debütalbum „Flash“ an das Jahrzehnt der bauchfreien Tops, Lavalampen und flashigen Muster.
In Wahrheit lebt die gebürtige Bulgarin Denitza Todorova seit 2005 in Berlin. Als Multi-Tasking-Künstlerin mischt sie die Kreuzberger HipHop-Szene mit ihren DJ-Skills, aber auch mit ihren eigenen Songs auf und hat sich mit ihrem flamboyanten Stil mittlerweile als Street-Style-Ikone etabliert.
Dabei verzichtet DENA auf die übliche Arroganz und bricht die Wichtigtuerei ihres Umfelds mit Selbstironie. So steckt in ihrem Online-Auftritt „DENA from the block“ eine Jennifer Lopez-Referenz. Auch ihr viel geklicktes Musikvideo „Cash, Diamond Rings, Swimming Pools“ lässt sie sympathisch erscheinen.
Die Diskrepanz zwischen dem materialistischem Songtitel und der Videolocation – ein Neuköllner Flohmarkt auf dem verregneten Parkplatz eines Baumarkts – betont die Ironie stark. Verkauft werden keine überteuerten Vintage-Accessoires, sondern alte Handys, Autoradios und goldfarbene Uhren.
Ihr Aussehen passt gut in die Szenerie des nicht gentrifizierten Teils von Neukölln, in ihrem knallpinken Pullover und mit ihren Tanzbewegungen fällt sie auf. Geerntet werden irritierte, aber auch amüsierte Blicke, einige Leute tanzen mit, zum Beispiel die Verkäufer eines Elektronikstands. Unterstützung kommt auch vom norwegischen Musiker Erlend Øye (The Whitest Boy Alive und Kings of Convenience), der ungerührt an DENAS Seite tanzt.
Die gleichnamige EP zum Song ließ die Erwartungen hinsichtlich ihres Debütalbums in die Höhe schrauben. Neunziger-Jahre-HipHop-Klangästhetik, selbstironische Texte und erfrischende Melodien mit Wiedererkennungswert – warum nicht? Doch tatsächlich klingt „Flash“ ziemlich flach und enttäuscht auf ganzer Linie. Der verheißungsvolle Titel entpuppt sich als leeres Versprechen. Bis auf die bereits veröffentlichten Songs bleibt jenseits platter Texte und todlangweiliger Imitation wenig haften.
An ihre Idole J Dilla, A Tribe Called Quest und Destiny’s Child kommt DENA als Rapperin nicht ran. Besser klappt es beim Auflegen, wo sie als DJ überzeugt. Auch Vergleiche mit der britischen Künstlerin M.I.A., die gerade durch Subversion und stilübergreifenden Sound einen hohen Wiedererkennungswert hat, hinken. Es sei denn, man lässt Überschneidungen beim Styling schon als Qualitätsmerkmal gelten.
Dass DENA sich mit HipHop tatsächlich eine maßgeblich von Männern dominierte Musikrichtung aneignet, macht sie definitiv interessant. Auch ihr migrantischer Hintergrund, ihr Akzent und ihre Selbstironie geben ihr hinsichtlich dem von People of Color erkämpften Popgenre definitiv mehr Credibility als, sagen wir, Casper. Sonderlich bemerkenswerten Flow haben allerdings weder Caspar noch DENA, auch berufen sich beide etwas zu banal auf ihre politische Attitüde.
DENAS Videos überzeugen mehr als ihre Tracks, im Zusammenspiel hinterlassen sie eine positive Erinnerung. In ihren Reimen rappt sie meist über alltägliche Dinge wie die Sehnsucht, in der Sommerhitze im Wasser abzuhängen, aber auch über das Szeneleben, Kampf um Gästelisteplätze oder das In-erster-Reihe-Stehen bieten Identifikationspotenzial für ihre Zielgruppe. Der eine oder andere Track hat das Potenzial, auf der Tanzfläche zu landen, doch an einem Stück gehört wird „Flash“ von DENA schnell langweilig und ausgelutscht. Trash statt Flash! HENGAME YAGHOOBIFARAH