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Wunsch nach Verdrängung

betr.: „Klose ist halt weiß“ (FRANK KETTERER trifft deutsche Fans), taz vom 4. 6. 02

Reporter Ketterer weilt in Japan auf der Suche nach „spannende(n) Geschichte(n)“. Er trifft auf Landsleute, „ganz normale Fußballfans“, die lange sparen mussten, um sich nun in der Fremde auf die Suche nach Spaß begeben zu können. Das geht als „Bildungsurlaub“ durch, auch Deutschlandtrikot und Bierfahne findet Ketter „wirklich noch o.k.“ Dann wird’s spannend – aber auch unangenehm: die Aussage des Fußballfans, „in der deutschen Nationalmannschaft keine Schwarzen haben“ zu wollen, dürfte dem rassistischen Mainstream entsprechen – Ketterer findet das „gar nicht mehr schön“. Wenn die Fans rassenhygienisch begründen, dass Miroslav Klose (trotz polnischen Vaters) Deutschland fußballerisch vertreten dürfe: „ganz ’ne andere Mischung. Der ist halt weiß“, ist das für den Reporter „der Moment, in dem man es zutiefst bedauert, die vier Fußballfans aus Deutschland jemals getroffen zu haben“.

Es mag verständlich erscheinen, eine unangenehme Erfahrung vermeiden zu wollen; ein Publizist jedoch, der ein Zusammentreffen mit Rassisten „zutiefst bedauert“, redet wenig selbstreflexiv, unbedacht daher. Anstatt dem Wunsch nach Verdrängung nachzugeben, sollten wir uns der Aufgabe der Aufklärung zuwenden.

CHRISTIAN MÜLLER-JACOBSEN, Berlin

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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