Wütende Proteste in Kalifornien: Verbot der Homoehe
Schwule und Lesben gehen gegen das Homoehe-Verbot auf die Straße. Demonstriert wird vor allem gegen die Mormonenkirche, die die Anti-Homo-Kampagne finanziert hat.
Während sich die USA seit der Präsidentschaftswahl zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder ein bisschen geeint fühlen, ist die Spaltung in Kalifornien spürbarer denn je: Dort trauern liberale, homosexuelle und sonst wie offene Menschen - und klopfen sich Christlich-Konservative zufrieden auf die Schulter. Grund ist die Durchsetzung des verfassungsmäßigen Verbots der Homoehe, der sogenannten "Proposition 8, oder wie sie längst in Eifer des Gefechts verkürzt wird: "Prop 8".
Am Wahltag machte eine Mehrheit der Wählenden nicht nur hinter Barack Obama ihr Kreuzchen, sondern auch hinter der Verfassungänderug, die eine Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau anerkennt. 52,5 Prozent stimmten für das de facto Verbot, 47,5 dagegen. Ein Wahlergebnis das die ganze Nation schockierte und seitdem im liberalen Kalifornien für heftigen Zorn sorgt. Dort protestieren seit Tagen Tausende gegen die Rücknahme eines Rechts, dass sich die Homosexuellen mühsam erstritten hatten. Rund 18.000 gleichgeschlechtliche Paare haben sich im Sonnenstaat seit vergangenem Sommer bereits trauen lassen - ihre Ehen könnten nun rechtlich aberkannt werden.
Demonstriert wird vor allem vor dem gigantischen Mormonen-Tempel in West Los Angeles. Denn wie nun bekannt wurde, waren es vor allem einflußreiche, stinkkonservative und wohlhabende Mormonen, die für die Finanzierung der Anti-Homoehen-Kampagne sorgten. Bislang hielt sich die Mormonenkirche raus aus der Politik. Doch in diesem Fall wurde die in Salt Lake City, im Mormonenstaat Utah ansässige Kirche plötzlich aktiv. Sie verschickte Briefe, hielt Videokonferenzen ab und organisierte Freiwillige, die bei der Anti-Kampagne helfen sollten. Je nach Darstellung sollen Mormonen allein zwischen 40 und 70 Prozent der Gesamtkosten der Kampagne getragen haben.
Zwar haben auch andere Kirchen, darunter die katholische und einige protestantische gegen die Homoehe agitiert, doch keine war so umfassend involviert wie die Heiligen der letzen Tage. Manch ein Kalifornier fordert nun den Boykott Utahs. Allerdings engagierte sich die Kirche nicht in den Abstimmungen in Arizona und Florida, wo die Homoehe ebenfalls mit den Wahlen am 4. November verboten wurde.
Der County-Rat von Los Angeles beschloss angesichts der intensiven Proteste am Mittwoch, sich einer Revisionsklage gegen das Homoehenverbot anschließen zu wollen, oder, falls nötig, selbst eine Klage anzustrengen. Auch der republikanische Gouverneur Arnold Schwarzenegger und eine Reihe kalifornischer Regierungsbehörden sprachen sich für eine Revision aus. Bereits am Tag nach den Wahlen hatten Schwulen- und Lesben-Gruppen sowie der Anwalt des Lesbenpaares, dessen Klage im Mai in dem epochemachenden Supreme Court-Urteil resultierte und welches die Homoehe legalisierte, eine Klageschrift gegen Prop 8 bei eben jenem Obersten Gericht eingereicht.
Seitdem gab es in Kalifornien keinen Tag, an dem nicht gegen die Rücknahme der Homoehe demonstriert wurde. Organisiert von politischen Aktivisten und Homoverbänden, aber auch von jungen unabhängigen Aktivisten, ist es wieder mal das Internet, dass in den USA binnen Kurzem eine wahre Graswurzelbewegung schafft und mobilisieren hilft. Es dauerte nur wenige Tage, bis einige ad hoc angefertigte Facebook-Seiten, so etwa "Californians Ready to Repeal Prop. 8" schon an die 200.000 Besucher hatten.
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