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Wüste Schlägerei im Likud-Block

■ Israels Premier Schamir bricht Parteitag ab

Tel Aviv (dpa) - Der Sonderparteitag des rechtskonservativen israelischen Likud-Blocks hat am Montag abend im Chaos geendet. Nach der völlig überraschenden Rücktrittserklärung von Industrieminister Ariel Scharon hielt Ministerpräsident Schamir eine 45minütige Rede. Kurz darauf brachen unter den etwa 2.000 Delegierten Tumulte aus, als Schamir ein zuvor angekündigtes Vertrauensvotum gegen das Lager von Scharon erzwingen wollte. Schamir wurde von Scharons Anhängern niedergeschrien.

Es kam zu wüsten Schlägereien im Saal. Sowohl Schamir als auch Scharon griffen zum Mikrofon, um die Konferenz in die von ihnen gewünschten Bahnen zu leiten. Scharon forderte Abstimmungen gegen den Ministerpräsidenten. Beide Politiker schrien Anweisungen in die Menge. Schließlich verließen Schamir und die große Mehrheit seiner Minister das Podium und brachen damit die Konferenz zunächst ab. Scharon, der den Ministerpräsidenten in den vergangenen Monaten fast täglich wegen seiner Nahostpolitik angegriffen hatte, hatte seine Entscheidung zum Auftakt des Sonderparteitages des Likud-Blocks in Tel Aviv bekanntgegeben. Unter frenetischen „Ariel-Ariel„-Rufen seiner Anhänger hatte der Rechtsaußen der Likud-Partei erklärt, er gebe sein Amt auf, um außerhalb der Regierung seinen „Kampf für nationale Ziele“ fortzusetzen, die „durch die gegenwärtige Regierungspolitik gefährdet sind“. Beobachter sehen in Scharons Schritt klare Anzeichen für einen offenen Bruch im rechtskonservativen Likud-Block. Scharon hatte nicht einmal seine engsten Vertrauten eingeweiht. Es kam zu wüsten Schlägereien im Saal. Die Konferenz wurde zunächst abgebrochen.

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