WAS MACHT EIGENTLICH ...… Michael Schindhelm?: Wüste Arien singen

Dass man im Nachhinein immer schlauer ist, gehört zu den platten Weisheiten dieser Welt, die trotzdem ihre Berechtigung haben. Ein Beleg: Als Michael Schindhelm im vergangenen November den Bettel hinwarf und nach mehreren heftigen Auseinandersetzungen mit dem Regierenden Bürgermeister als Generaldirektor der Opernstiftung zurücktrat, hätte die treffendste Überschrift gelautet: „Wowereit schickt Schindhelm in die Wüste“. Zugegeben: Diese Formulierung wäre reichlich zugespitzt gewesen und ziemlich platt. Aber sie hätte sich im Nachhinein als äußerst schlau erwiesen. Schindhelm soll jetzt nämlich Kulturdirektor im arabischen Emirat Dubai am Persischen Golf werden; derzeit führe er dort Gespräche über den „Aufbau von Kulturinstitutionen“, verriet gestern ein Sprecher der Opernstiftung. Dubai wäre für den 46-Jährigen sicher eine genau so große Baustelle wie die hiesige Opernlandschaft – allerdings müsste er sich dort nicht mit dem öden Herumschieben einiger Milliönchen herumplagen. In dem mit rund 1,3 Millionen Einwohnern überschaubaren, aber stinkreichen Golfstaat sind ein neues Opernhaus und eine Kunsthalle geplant; dort wird also kulturell expandiert und nicht implodiert.

Schindhelms oberster Boss würde Scheich Mohammed Bin Raschid al-Maktum, ein Mann, den manche aufgrund seiner uneingeschränkten Macht gerne mit dem Titel „Diktator“ versehen. Aber mit herrischen Herrschern hat Schindhelm nach seinem Kurzauftritt in Berlin ja Erfahrung. So schlau ist er im Nachhinein. BIS       FOTO: AP