■ Mit Regenwäldern auf du und du: Worldwatch-Sozialismus
Washington (IPS) – Eine gemeinsame Kontrolle und Bewirtschaftung der Regenwälder durch Regierung und betroffene Bewohner hat das US- amerikanische Worldwatch Institut vorgeschlagen. Darin sieht die Umweltorganisation die einzige Möglichkeit, die fortschreitende Vernichtung der Tropenwälder aufzuhalten.
Darüber hinaus müsse aber auch die Preisgestaltung für tropisches Holz die wahren Kosten für Umwelt und Volkswirtschaft wiederspiegeln, heißt es in einer gestern veröffentlichten Worldwatch-Studie. Die Formulierung der nationalen Forstpolitik dürfe nicht nur jenen überlassen werden, die von der Abholzung profitierten, forderte der Autor der Untersuchung, Alan Thein Durning,
Höchste Priorität sei jedoch einer Veränderung der Besitzverhältnisse einzuräumen. Eine bestandsfähige und für alle profitable Nutzung der Ressource Wald sei nur unter dem gemeinsamen Management von Regierung und Waldbewohnern möglich. Solange dies nicht angegangen werde, „fallen die Wälder weiter“, warnte Durning.
Tausende von Beispielen aus der jüngeren Vergangenheit belegten die These, daß solche Abkommen zur gemeinsamen Nutzung greifbare Resultate beim Waldschutz und der Wiederaufforstung erbrächten, erläuterte er. In Indien, so Durning weiter, arbeiteten bereits 10.000 Dörfer nach diesem Schema und bewirtschafteten eine Waldfläche von 1,5 Millionen Hektar.
Das Konzept beginne sich auch in anderen Ländern durchzusetzen, während in Lateinamerika die Regierungen sogar Landtitel an die Ureinwohner vergeben, so der Worldwatch- Bericht. Als „das hoffnungsvollste Zeichen für die Wälder seit Jahren“ bezeichnet die Umweltorganisation die Einrichtung großer Indianerreservate im Regenwald von Bolivien, Brasilien, Ecuador, Kolumbien und Venezuela.
Dabei bedeute der Verzicht auf die Abholzung nicht einmal notwendig einen Einkommensverlust. Allein die Produktion von Rattanmöbeln aus schnell nachwachsenden Rohstoffen bringe Südostasien im Jahr drei Milliarden US-Dollar ein. Durch radikale Abholzung sei diese Ressource aber bedroht. Deshalb schlägt die Worldwatch-Studie eine Preisgestaltung für Holz vor, die die wahren ökologischen und volkswirtschaftlichen Kosten wiedergibt.
Seit längerem häufen sich auch die Klagen, daß die Abholzung der Altwälder an der nordwestlichen US-amerikanischen Pazifikküste den Lebensraum der Lachse zerstört. Auch hier, so die Studie, würden die Schäden für die Fischerei nicht auf den Holzpreis aufgeschlagen.
Mit der „Subventionierung“ der Holzindustrie durch die Regierungen müsse endlich Schluß sein, fordert Worldwatch. Statt dessen sollten gesonderte Steuern und Abgaben für Produzenten und Verbraucher die ökologischen Kosten sichtbar machen.
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