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World Party: Love, peace...bang!

■ Ein Gespräch mit Karl Wallinger, anläßlich des heutigen Konzertes seiner World Party

Der Leithammel für orientierungslose Hippies wollte Karl Wallinger nie sein. Eher geht er mit seiner Band „World Party“ voran, um Pop für die 90er unter's sixties-geplagte Volk zu bringen. Im Interview erklärte er, warum es bei seinem heutigen Konzert keine Blumen regnen wird.

taz: Dein neues Album „Bang“ ist vielseitiger und verwirrender als „Goodbye Jumbo“ vor drei Jahren.

Karl Wallinger: Stimmt, es ist eher eine depressive Platte geworden. Die meisten Songs versuchen, fröhlich zu sein, aber zwischen den Zeilen sind sie nicht so erfreulich wie die auf Goodbye Jumbo. Die waren viel idealistischer.

taz: Du hast schon immer Elemente aus den 60ern und 70ern verwendet. Damit liegst du zur Zeit voll im Trend.

Karl Wallinger: Ja, leider. Dieses Revival ist wie ein oberflächlicher Schnappschuß. Ich stand nie auf diesem Niveau: „Hey, love, peace and understanding“ und alles wird gut. Ich bin Vertreter einer Musik, die damals begonnen hat, aber ich möchte nicht, daß meine Musik eine Lebenseinstellung reflektiert, die in die sixties flüchtet. Ich möchte über Dinge schreiben, über die man in den Neunzigern nachdenkt. Die Situation ist heute völlig anders, es gibt eben nicht mehr diese großen Ideen. Wir leben wie in einer Zeitmaschine, wir greifen uns aus der Vergangenheit, was wir wollen.

taz: Trotzdem giltst du als Öko-Hippie, der den sterbenden Planeten besingt.

Karl Wallinger: Ja, so eine Art Rattenfänger, der die Menschen mit seiner Gitarre in ein Tal des Überflusses führt und sogar mit Delphinen reden kann. Bullshit! Als ob ich wollte, daß jeder meine anspruchsvolle, religiöse Einstellung zu diesem Planeten teilt und nie wieder ein Pelztierchen umbringt. Das grüne Bewußtsein ist doch auch nur eine Idee von vielen. Ich denke aber auch über jede Menge anderer Dinge nach, versuche, sie für mich auf die Reihe zu kriegen und akzeptiere das, was andere denken.

taz: Du zitierst im Booklet der CD Bertrand Russell. Was bedeutet er für dich?

Karl Wallinger: Für mich ist er einer der größten modernen Denker. Er ist wie dieses runde Teil aus „Star Trek“, das sagt: „Hallo, ich bin der Verstand und ich habe all diese unglaublichen Ideen. Ihr dummen Menschen, warum, zum Teufel, hängt ihr so ab?“ Die Menschen sollten seine Bücher bekommen, wenn sie achtzehn sind, zusammen mit einem Scheckheft und einer Packung Kondome - dann sind sie fit für's Leben.

taz: Mit wem würdest du gern 'mal spielen - egal, ob tot oder lebend?

Karl Wallinger: Dann mit Mr. Lennon. Ich würde auch mit jedem anderen Beatle spielen oder am besten an Johns Stelle mit allen dreien. Mit ein wenig plastischer Chirurgie könnte meine Nase aussehen wie John's. Wir würden sicher groß rauskommen. Große Freiheit, 21 Uhr

Interview: Björn Ahrens

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