Wolfsattacke in Polen: Zugeschnappt
Zwei Kinder sollen in der Urlaubsregion Bieszczady von einem aggressiven Tier gebissen worden sein. Vielleicht war es auch ein Hund.
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Unklar bleibt aber, warum das Tier sich überhaupt Menschen so stark näherte und die Kinder angriff. Jäger töteten ihn kurz nach seiner Attacke, was relativ einfach war, da Dorfbewohner ihn zuvor oft fotografiert und sogar gefilmt hatten. Der Wolf, dem die Reißzähne abgebrochen waren, ernährte sich in erster Linie von Abfällen.
Tierschützer erklärten inzwischen, dass auch ein verletzter Wolf normalerweise nicht in die Nähe von Menschen komme, da er diese viel zu sehr fürchte. So wird inzwischen die Wolfs-DNA daraufhin untersucht, ob es sich bei diesem einen Exemplar womöglich um einen Mischling handelte. Rein äußerlich wies das Tier Merkmale eines Wolfes auf, wie das Veterinäramt mitteilte. Umweltexperten zufolge kann es sich aber auch um eine Kreuzung aus Hund und Wolf gehandelt haben.
Die polnische Polizei geht einer weiteren Spur nach – und fragt derzeit nach Tierliebhabern, die in der Vergangenheit Wolfsbabys bei sich aufnahmen, diese aufzogen und später aussetzten. Diese Wölfe wären dann zwar keine Mischlinge, würden sich aber ähnlich wie streunende Hunde verhalten. „Es ist denkbar, dass die Reißzähne erst beim Abschuss zerstört wurden, möglich ist aber auch, dass das Tier sich verletzte, als es aus seiner Gefangenschaft ausbrach“, sagt Bartosz Pirga vom Nationalpark Bieszczady.
Fragen nach abgebrochenen Wolfszähnen
Eine weitere Möglichkeit: Der Wolf sei als Jungtier aus dem Wald mitgenommen worden, aber wieder ausgesetzt worden, als die Besitzer nicht mehr mit ihm klarkamen, so Pirga. Ein Wolf sei schließlich kein Hund. Die abgebrochenen Zähne könnten aber auch darauf hindeuten, dass das Tier in der Vergangenheit von Menschen misshandelt wurde, geben Tierschützer der Organisation „Wilk“ (Wolf) zu bedenken.
Noch gibt es keine Sicherheit. „Wir müssen die Ergebnisse der DNA-Analyse abwarten“, sag Lukasz Lis vom südostpolnischen Umweltschutzamt in Rzeszow. Möglicherweise, so spekulieren inzwischen polnische Medien, habe das gleiche Tier vor rund zwei Woche eine Touristin auf einem Zeltplatz angegriffen und ihr – wie jetzt den beiden Kindern – leichte Bisswunden zugefügt. Das Bieszczady-Gebirge ist eine beliebte Urlaubsregion in Polen. Auch die gebissenen Kinder hatten dort mit ihren Eltern ihre Sommerferien verbracht.
Die polnische Sektion der internationalen Naturschutzorganisation WWF warnte davor, nun aufgrund dieses Vorfalls Panik vor Wölfen insgesamt zu verbreiten. Insgesamt gibt es zwischen 1400 bis 2000 freilebende Wölfe in Polens Wäldern. Das Tier steht seit 1998 unter strengem Schutz. Angriffe auf Menschen sind seit Jahrzehnten nicht registriert worden, betonte der WWF. „Es ist ein absolut untypisches Verhalten für einen gesunden Wolf, der Menschen gegenüber nicht aggressiv ist, sondern diese vielmehr meidet.“
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