: Wolff von Amerongen: Lohnerhöhungen zu hoch
Bonn (ap/taz) - Scharfe Kritik äußerte der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der (bundes-)deutschen Wirtschaft, Otto Wolff von Amerongen, an der Tarifpolitik in der DDR. In einem Interview des Kölner 'Express‘ sagte Wolff: „Um es deutlich zu sagen: Die Lohnerhöhungen in der DDR, insbesondere in den exportierenden Betrieben, sind viel zu hoch.“ Die Gewerkschaften agierten kurzsichtig, denn eine 40jährige falsche Wirtschaftspolitik sei nicht so schnell zu korrigieren, daß die DDR fast unmittelbar westdeutschen Lohn - und Lebensstandard erreichen könne. „Wenn die Löhne in der DDR so schnell steigen wie zur Zeit, sind die Betriebe schneller konkurrenzunfähig, als sie es sich selber vorstellen“, meinte Wolff.
Er warnte die Beschäftigten in der DDR davor, wegen höherer Löhne in der Bundesrepublik dort eine Stelle zu suchen. „Ich kann die Arbeitnehmer in der DDR nur eindringlich davor warnen, ihre Heimat zu verlassen, nur weil sie vielleicht für ein paar Jahre höheren Lohn bekommen. Denn es kostet ja auch Geld, sich hier anzusiedeln.“ Außerdem bestehe das Risiko, daß DDR-Bürger auch in der Bundesrepublik eines Tages arbeitslos würden.
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