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WohnungsmarktNur Hellersdorf ist umwandlungsfrei

Nie zuvor wurden so viele Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt wie 2013. Die Zahl der Umwandlungen stieg um 26 Prozent auf fast 9.200.

Eigentumswohnungen sind teurer als Mietwohnungen. Bild: dpa

„Berlin ist eine Mieterstadt“, heißt es noch recht selbstbewusst in der Broschüre „Berlin – wohnenswerte Stadt“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Demnach lebten 86 Prozent der Berliner in insgesamt 1,63 Millionen Mietwohnungen. Die Broschüre hat nur einen Haken: Sie stammt aus dem Jahre 2011. Seitdem wurden in Berlin rund 20.000 Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt.

Das vergangene Jahr brachte einen neuen Rekord, wie die jüngsten Zahlen des senatseigenen Gutachterausschusses für Grundstückswerte belegen. 9.178 Wohnungen wurden 2013 umgewandelt, das ist eine Steigerung von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2012 gab es in Berlin 7.264 neu umgewandelte Wohnungen, 2011 4.744. In einem Zeitraum von lediglich zwei Jahren hat sich die Zahl also fast verdoppelt.

Miete deutlich höher

Reiner Wild, der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, fordert angesichts der Entwicklung erneut die Politik auf, die Umwandlung zu erschweren. „Berlin braucht dringend wie Hamburg und München auch einen Umwandlungsstopp in sozialen Erhaltungsgebieten“, sagte Wild. Die CDU müsse endlich ihre mieterfeindliche Blockade der Umwandlungsverordnung aufgeben.

Zwar haben Mieter, deren Wohnungen in Eigentum umgewandelt und an Dritte verkauft werden, zehn Jahre Kündigungsschutz gegen Eigenbedarfskündigungen. „Doch das Mietniveau einer vermieteten Eigentumswohnung ist um ein Drittel höher als bei normalen Mietwohnungen“, sagte Wild der taz.

Mit einer sogenannten Umwandlungsverordnung dagegen könnten die Bezirke in ihren Milieuschutzgebieten Umwandlungen untersagen, wenn es damit zur Verdrängung der Bevölkerung kommen sollte.

Vor allem in Pankow wäre das dringend nötig, denn nirgendwo sonst wurden mehr Wohnungen umgewandelt als im Stadtteil Prenzlauer Berg (1.521). In Kreuzberg waren es 921, in Charlottenburg 657, in Friedrichhain 642 und in Mitte 622. In Hellersdorf wurde 2013 dagegen gar keine Wohnung umgewandelt. Pankow ist neben Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg auch der Bezirk, der bereits Milieuschutzgebiete ausgewiesen hat.

Auch Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) will Umwandlungen erschweren. Ein entsprechender Entwurf liegt seit Monaten in seiner Schublade. Doch die CDU stellt sich quer. CDU-Wohnungsexperte Matthias Brauner sagte der taz: „Ich bin nach wie vor entspannt. Das Problem sind nicht die Umwandlungen, sondern der Neubau, der nicht recht vorankommt.“

Entsprechend wenig hält die CDU von einem Verbot. „Wir haben die Umwandlungsverordnung im Koalitionsvertrag ausgeschlossen“, so Brauner, „dabei bleibt es.“ Der Kündigungsschutz, den Rot-Schwarz von sieben auf zehn Jahre ausgeweitet habe, sei ausreichend. UWE RADA

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