Wohnungsbau: Berlin baut schneller
In diesem Jahr erreicht das Land erstmals das Ziel, 10.000 Wohnungen zu bauen; die Mehrzahl davon für Mieter. Senat vergibt kostenlos Bauflächen.
Das Land Berlin erreicht 2014 zum ersten Mal das vor zwei Jahren vom Senat gesteckte Ziel, jährlich rund 10.000 neue Wohnungen zu bauen. Hinzu kommt, dass bei den neuen Bauvorhaben in diesem Jahr der Anteil der Mietwohnungen deutlich höher liegen wird als der von Eigentumswohnungen. Dies sagte Engelbert Lütke Daldrup (SPD), Staatssekretär für Bauen in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, am Montagabend bei einer Diskussion zur „Zukunft des Wohnungsbaus in Berlin“ im Deutschen Architekturzentrum (DAZ).
2013 seien noch rund 6.200 Wohnungen, „davon mehrheitlich Eigentumswohnungen“, realisiert worden. „2014 werden es 10.000 sein.“ Der Senat komme somit „seiner Verantwortung für das Bauen im öffentlichen Sektor nach“, betonte Lütke Daldrup. Um die 10.000er-Vorgabe weiter zu halten, müsse „künftig aber noch schneller gebaut werden“. Zugleich sollte beim Bauprozess auf die „Qualitätssicherung“ geachtet werden, damit außer Masse auch Klasse herauskomme. „Wir benötigen nicht nur mehr und bezahlbaren, sondern auch guten Wohnraum“, forderte Stefanie Frensch, Geschäftsführerin der Wohnungsbaugesellschaft Howoge, im DAZ.
In den vergangenen Jahren hatten private Investoren den Wohnungsmarkt dominiert. Angesichts steigender Mieten und einem Bevölkerungswachstum hat der rot-schwarze Senat beschlossen, bis 2025 rund 120.000 neue Wohnungen im Stadtgebiet zu errichten. 20 bis 30 Prozent davon sollen als sozial geförderte Wohnungen mit günstigen Kaltmieten bis zu 6, 50 Euro pro Quadratmeter für Menschen mit geringeren Einkommen gebaut werden. 2012 und 2013 war der öffentliche Wohnungsbau indes noch nicht in Schwung gekommen.
Nach Auskunft des Staatssekretärs würden zwei Drittel der neuen Wohnungen „in der Stadt“ geplant werden – und nicht wie befürchtet als Trabantenstädte am Stadtrand. „Wir haben kein Programm für neue Großsiedlungen“, so Lütke Daldrup, es gebe genügend Raum in Baulücken oder auf ehemaligen Verkehrs- und Gewerbeflächen.
Um den Bau von Wohnungen beschleunigen zu können, plant Berlin eine Reform der Bundesbaugesetze. „Es gibt erheblichen Modernisierungsbedarf beim Baurecht“, klagte Lütke Daldrup. Insbesondere die Regelungen beim Lärm- und Umweltschutz müssten angepasst werden.
Neue Formen des Wohnungsbaus, Konzepte für das Wohnumfeld oder für das energetische Bauen in Berlin wünschten sich für die Zukunft Frank Arnold vom Bund Deutscher Architekten Berlin (BDA) und Carsten Röding (CDU), Baustadtrat in Spandau. Die Bauverwaltung müsse mehr Mut für Innovationen aufbringen. Röding sprach sich im DAZ für „eine neue Internationale Bauausstellung“ aus. Hier könnten die Fragen der Zukunft „am besten diskutiert werden“.
Aktuell setzt die Bauverwaltung erst einmal auf Pragmatismus: Am Dienstag beschloss der rot-schwarze Senat, fünf städtischen Wohnungsbaugesellschaften 27 Grundstücke aus dem Besitz des Landes kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die größten Flächen liegen in Neukölln, Treptow-Köpenick, Mitte, Pankow und Spandau. Die Grundstücke sind in Gesprächen zwischen dem Liegenschaftsfonds, den Wohnungsbaugesellschaften und den Senatsverwaltungen für Finanzen und Bauen ausgewählt worden. Laut Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) werde damit nicht nur der Bau zusätzlicher 1.500 Wohnungen forciert. Zugleich wachse „der Anteil städtischer Wohnungen auf dem Wohnungsmarkt.“ Im Gegenzug zur kostenlosen Übertragung der Flächen müssten sich die Gesellschaften verpflichten, ein Fünftel der dort erstellten Wohnungen zu Mieten von 6,50 Euro pro Quadratmeter anzubieten, so Müller. Der Berliner Mieterbund dagegen fordert, anteilig mehr Wohnraum zu günstigen Mieten zu errichten.
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