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Wohnungen aus der „Weißen Stadt“

■ Früheres Militärgelände zum Wohnen freigegeben

In Oranienburg sind gestern die ersten acht Wohnungen eines früheren sowjetischen Militärgeländes an Bürger der Stadt übergeben worden. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik ziehen damit „Bürger in Zivil“ auf ein nach dem Kriege militärisch genutztes Terrain.

Das Konversionsprojekt „Weiße Stadt“ geht auf einen Kooperationsvertrag zwischen der GUS und der Bauunternehmensgruppe Kesting aus Nordrhein- Westfalen vom März diesen Jahres zurück. Darin hatte sich die russische Seite bereit erklärt, zwölf Monate vorfristig das Gelände zu verlassen.

Die deutsche Firma stellte im Gegenzug Wohncontainer zur Verfügung, die die abziehenden Militärs an ihren Heimatorten nach freier Entscheidung aufstellen können. Brandenburgs Bauminister Hartmut Meyer (SPD) nannte dies ein „sichtbares Zeichen für den Willen zur Partnerschaft zwischen Deutschland und Rußland“.

In Oranienburg besteht Bedarf an insgesamt 1.500 Wohnungen, 500 davon sehr dringend. Im kommenden Jahr will die Kesting- Gruppe 247 Wohnungen der „Weißen Stadt“ saniert und 130 neu gebaut haben. Bei den Sanierungsarbeiten sind nach Auskunft von Firmeninhaber Klaus Kesting ausschließlich Unternehmen aus der Stadt Oranienburg und der näheren Umgebung tätig.

Das Land Brandenburg fördert nach den Worten Meyers die Instandsetzung und Modernisierung mit einem niedrig verzinsten Darlehen von 1.500 Mark je Quadratmeter. Gleichzeitig werden Qualifizierungsmaßnahmen für die Militärs aus Konversionsmitteln des Bundes bezahlt.

Die Weiße Stadt war in den dreißiger Jahren als Siedlung für die Mitarbeiter der Heinckel-Flugzeugwerke errichtet worden. Auf dem 325.000 Quadratmeter großen Areal befinden sich 760 stark sanierungsbedürftige Kasernenwohnungen. Die Gemeinde hat wegen der ungewissen Bau- und Erschließungskosten auf jegliche Restitutionsansprüche verzichtet. ADN

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