Wohin in Bremen?:
Sonntag, 19 Uhr, und Dienstag, 20 Uhr, Schwankhalle
Tanz den Ösi
Bevor das „Dancing Roads“-Festival für zeitgenössischem Tanz kommende Woche schon wieder zu Ende geht, stehen noch zwei Aufführungen an: Am Sonntag bringt Simon Mayer österreichische Männerbilder und Volkstümeleien im wörtlichen wie auch übertragenden Sinne zum Tanzen: „Sons of Sissy“ ist leicht dümmliches Material, aber außerordentlich klug komponiert. Und am Dienstag zeigt Samir Calixto zum Ende des Festivals, wozu ihn Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ inspirierte. Zu neu arrangierter Musik von Gustav Mahler tanzt schließlich sogar eine Boa Constrictor in der Schwankhalle.
Montag, 20 Uhr, Römer
Schlautanz
Die noch recht frische „Thinkrock“-Band Polemica tritt am Montag zu ihrem Bremen-Debüt im Römer an. Über trotz Experimentierfreude erstaunlich tanzbare Gitarrenmusik singt Hilary Binder intelligente Polit-Lyrics mit dem heute gebotenen Maß an Ironie und Selbstreflexion. „Keep Your Laws of Mind“ heißt das im September erschienene Debütalbum von Polemica. Klingt zugegebenermaßen alles etwas angestaubt und sperrig, ist aber gar nicht so. Wirklich nicht.
Mittwoch, 19.30 Uhr, Lox Café, Bremerhavener Str. 41
Friedos Texte
Vor 70 Jahren wurde der Bremer Schriftsteller Friedo Lampe erschossen. Weil der abgemagerte Künstler aus Walle seinem Foto im Wehrpass kaum mehr ähnlich sah, hielt ihn ein Rotarmist für einen flüchtigen Nazi und drückte ab. Glück hatte er allerdings auch in den Jahren zuvor nicht. Sein erster Roman „Am Rande der Nacht“ wurde 1933 wegen der Darstellung von Homosexualität und dem Verhältnis einer Bremerin zu einem Schwarzen von den Nazis eingezogen. Im Logbuch Verlag erscheint derzeit eine Auswahl seiner Geschichten. Am Mittwoch liest Schauspielerin Manuela Weichenrieder daraus vor.
Donnerstag, 20 Uhr, Theater amGoetheplatz, Kleines Haus
Ännie ist weg
Elfriede Jelinek, Dostojewski und Twin Peaks: Thomas Melles neues Stück „Ännie“ hält für jeden ein Zitat bereit. Die Auftragsarbeit für das Theater Bremen handelt von einer Verschwundenen, deren Geschichte als mysteriöser Kriminalfall daherkommt und die große Tour durch gesellschaftliche Schichten und ihre je eigenen Ängste unternimmt: Ob sie nun umgebracht wurde oder als islamistische Terroristin gar selbst zum Morden abgetaucht ist, so oder so waren die Weichen anders gestellt. Das Mädchen verschwindet zwei Jahre vor ihrem Abitur, ihr Leben aber muss aus Erinnerungen und widersprüchlichen Zuschreibungen erst rekonstruiert werden. Nach den Romanadaptionen „Sickster“ und „3.000 Euro“ ist „Ännie“ Melles drittes Stück am Bremer Theater, inszeniert von Nina Mattenklotz, die hier zuvor „Pippi Langstrumpf“ sowie „Pünktchen und Anton“ auf die Bühne gebracht hat. jpk
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