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Archiv-Artikel

Wohin in Bremen?

■ Samstag, 20 Uhr

Krawatte

Menschen auf Parkbänken – einerseits sind sie ganz alltäglich. Aber was wissen wir schon über sie? Die österreichisch-japanische Autorin Milena Michiko Flasar setzt sich in ihrer Erzählung „Ich nannte ihn Krawatte“ mit zwei Menschen auseinander, die sich auf einer Parkbank kennenlernen. Ein junger Mann, der sein Leben nicht mit „den anderen“ verbringen zu können glaubt, ein älterer Mann, der seine Arbeit verloren hat – aber sogar seiner Frau vorspielt, täglich ins Büro zu gehen. Ab heute gibt es das als Zwei-Personen-Stück in der Speicherbühne zu sehen.

Speicherbühne, Speicher XI

■ heute (Samstag), 19 Uhr

Heilige Johanna der Schlachthöfe

Der gute alte Brecht – ein Klassiker. Trotz seines Kommunismus und Verehrung in der DDR. Aber hat er uns heute noch etwas zu sagen, um es mal ganz naiv zu fragen? Oder ist er im bürgerlichen Kulturbetrieb nicht nur als großer Toter der deutschen Nation beliebt, sondern auch als einer, dessen Ideen überholt wären? Nun ja, der Kapitalismus ist trotz aller Bemühungen der letzten 150 Jahre nicht totzukriegen gewesen. Und ein bisschen geht es eben auch immer noch zu wie um 1930. Nur dass heute Botschaften jeglicher Art bequem per SMS geschickt werden, was den Kapitalumschlag bekanntlich in schwindelerregender Geschwindigkeit vonstatten gehen lässt (Stichwort „Finanzkrise“). Was das Theater Incognito zwar in seine Inszenierung ebenso einfließen lässt wie die sozusagen live über diverse Bildschirme flackernden dazugehörigen Börsenkurse, das Tempo der Inszenierung selbst bleibt davon allerdings weitgehend unberührt. Weshalb es auch ein bisschen anstrengend ist, dem über zweistündigen Abend in dem niedrigen und schlecht belüfteten Theaterraum der Bremer Uni zu folgen.

Theatersaal der Uni Bremen

■ Mittwoch bis Samstag, 20 Uhr, Sonntag, 19 Uhr

Shakespeare im Park

Was soll man dazu noch sagen: Schöner geht’s egentlich kaum. Sofern das gute alte Wetter mitspielt, lässt sich auch dieses Jahr mitten im Bürgerpark Shakespeare und Verwandtes unter freiem Himmel gucken, aufgeführt von der Bremer Shakespeare Company, die den Theaterreigen dieses Mal mit dem „Sommernachtstraum“ eröffnet, was erstens nicht nur passt wie nur was, sondern auch eine der schönsten Inszenierungen der Company aus den letzten Jahren ist. Nicht nur wegen Michael „Puck“ Meyer (Foto: Marianne Menke). Die Aufführung ist allerdings schon restlos ausverkauft. Am Donnerstag geht’s dann weiter mit der Derniere von „Macbeth“, es folgt die „Komödie der Irrungen“, danach sind zwei neuere Stücke dran: Johanna Schalls Schnelldurchlauf durch „Shakespeares Könige“ und Jessica Swales „Wie Will gefällt“ zum 450. Geburtstag Shakespeares. Für alle Stücke außer dem „Sommernachtstraum“ gibt es übrigens nur noch sogenannte Schönwetterkarten – sollte also wegen Wetters ein Abend ins Theater am Leibnizplatz verlegt werden müssen, darf nur hinein, wer jetzt schon Karten hat.

Melcherswiese, Bürgerpark

■ Sonntag, 19.30 Uhr

Bash

Irgendwie ja passend: In den letzten Tagen der Spielzeit gibt es am Sonntag noch einmal „Bash – Stücke der letzten Tage“ von Neil LaBute am Leibnizplatz zu sehen. Das ist zwar kein sommerlich leichter Theaterspaß – aber Sonnenschein gibt es derzeit ja draußen schon genug. LaBute gewährt vielmehr verstörend nachtschwarze Einblicke in menschliche Seelen, die uns furchtbare Geheimnisse offenbaren. Frank Auerbach hat inszeniert und spielt auch selbst, mit ihm sind Christian Bergmann und Kathrin Steinweg zu sehen. Ein enorm intensiver Abend.

Falstaff, Theater am Leibnizplatz