Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Sommer ist, ruhig ist’s, die vielbeschworene Straße schweigt. Am Mittwoch zum Beispiel wird lediglich vorbereitet. Bei der Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär in der Kopenhagener Straße trifft sich um 19 Uhr die militärkritische Linke, um die so genannten Gelöbnix-Veranstaltungen zu planen. Denn auch in diesem Jahr, am 20. Juli, wird wieder zum Jahrestag des Anti-Hitler-Putsches, der durchaus von bekennenden Antisemiten getragen wurde, die Bundeswehr vereidigt, zugleich aber symbolisch mit der „besseren Wehrmacht“ zusammengeführt. Gegen diese enthistorisierende und militarisierende Festlichkeit soll groß protestiert werden. Beim Treffen dreht sich alles um Aufruftext, Plakat, Demoroute und Mobilisierungszeitung. Am Freitag dann hat offensichtlich die Hitze eine neue Bewegung hervorgebracht. Denn im A6-Laden versammelt sich nicht etwa die Poplinke, auch die vor kurzem von der Jungle World entdeckte Rocklinke bleibt vor der Tür, denn – tusch! – die Jazzlinke lädt zum Konzert. Ich zumindest habe gelacht. Joyce And The Boys beboppen oder swingen uns also gegen das System durch den Raum. Vielleicht kommt ja auch die Barocklinke und interpretiert was von Bach. Der Samstag gehört den Demonstranten. Auf dem Alexanderplatz versammelt sich die aktivistische Antifa, um von dort aus mit dem 12.45er-Zug nach Bernau zum großen Antifatreffen zu fahren. Dort wird dann polemisiert, argumentiert und demonstriert. Die Hiergebliebenen dagegen versammeln sich auf dem Lausitzer Platz im guten alten Kreuzberg, um alldort „für den Aufbau und Erhalt linker Projekte“ zu demonstrieren. Organisiert wird die Demo vom Projekte- und Initiativen-Rat, einem Zusammenschluss von HaubesetzerInnen und linken Clubs, der versucht, die Projekte aus der Vereinzelung zu lösen.