Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
In dieser Woche wird nicht allzu viel bewegt – die Hitze, die Hitze. Am Donnerstag wird in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand mit so genannten Zeitzeugen und Wissenschaftlern über das so genannte Forum „Runder Tisch“ gesprochen, an welchem sich die DDR-Elite aus Bürgerbewegung und Intelligenzija versammelte, um eine andere DDR zu bekommen. Wie man weiß, gab es schließlich nur eine andere Bundesrepublik, die dann aber gleich für den alten Westen mit. Was also blieb von „Widerstand und Opposition in der SBZ/DDR bis 1989“? Was wollte die Bewegung eigentlich? Ich fürchte, man wird es auch bei dieser Veranstaltung nicht erfahren. Am Sonntag dann wird in Blankenfelde demonstriert, und das unter dem Motto: „Kapitalismus tötet! Her mit dem schönen Leben!“ Anlass ist die Ermordung des Dahlewitzer Obdachlosen Dieter Manzke vor zwei Jahren. Nur ist der Aufruf ein bisschen komisch: Zum einen wird zu Recht auf die diversen Morde an Obdachlosen und Überfälle auf sie durch Skinheads erinnert (allein für die Jahre 1989 bis 1993 zählte die Obdachlosenzeitung Motz 374 Übergriffe, 253 davon endeten tödlich), andererseits aber wird diese Form der rechten Gewalt sehr simpel verstrickt mit dem eigenen Arbeitsalltag, der Ausbeutung halt, die wiederum Gewalt erzeuge. Rechtfertigt man so nicht seit Jahren die Taten der Skinheads, verharmlost sie, indem man den Skinhead zum eigentlichen Opfer macht, und verzichtet man so nicht ganz und gar auf die Erkenntnis, dass hier Faschos selbstbestimmt handeln, weil sie ganz bewusst zu Faschos werden wollten? Ja, das macht man. Und das sollte besser geschieden werden, sonst sind alle Opfer. „Ein abstrakter Kapitalismus, der uns zu Opfern macht, ist der Feind“ – dieser Analyseansatz bringt keine Analyse, er entlastet nur und befreit von der Selbsttätigkeit.