Wochenübersicht: Kunst : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Es ist heiß an diesem Samstag. Über dreißig Grad. Mindestens. Die Baustellen in der Mitte Berlins ruhen, und die Galerien scheinen ausgestorben. Würde nicht die Venedig-Biennale kurz bevorstehen. So herrscht in einigen Büros aufgeregtes Treiben. Auch bei neugerriemschneider, deren Künstler Olafur Eliason dieses Jahr den Dänischen Pavillon ausrichten wird. Der Ausstellungsraum der Galerie verströmt dagegen eine unendliche Ruhe. Der polnische Künstler Pawel Althammer hat den kleinen Anbau in einen Zustand versetzt, wie er womöglich nach dem Mauerfall einmal war. Wenn nicht sogar schlimmer. Das Glas im Fenster existiert nicht mehr, die Farbe blättert vom Rahmen, die große Tür steht sperrangelweit offen und besteht nur noch aus rohem Holz und einigen Farbresten. Schutt überall im Raum. Die dreckige Tapete, vor kurzem noch nass vom Regen, bröselt langsam von den Wänden. In der Ecke – Exkremente eines Tieres oder Menschen, der zuvor noch im Raum ein kleine Feuerstelle hergerichtet hat. Ein alter Autositz und eine Kokosnussschale mit einem Zigarrenstummel zeugen auf jeden Fall vom Nutzwert eines solchen sich selbst überlassenen Raumes. Mitten im Dreck, ein Dia der Museumsinsel. Selbstredend … Auf dem Weg zur Tram, die wohl sauberste Baustelle Berlins. Zwei Container, einer gefüllt mit grauem Schutt, ein zweiter mit säuberlich geschichtetem Holz, werden von einer kleinen Überwachungskamera lanciert. So kann man sich auch auf den wenigen Metern des ausgeleuchteten hölzernen Fußgängertunnels entlang der Baustelle richtig sicher fühlen. Dass die Kamera dabei nur aus Papier ist, erheitert: .anti:InFOrMation:consPiracy titelt die Ausstellung, bei der vier Papierkünstler ab Samstag in der Galerie urban-art zu sehen sein werden. Getarnte Information, die sich selbst ad absurdum führt.