Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Migrationsgeschichten. Diese hier beginnt irgendwo in Afrika und nimmt mit den alten Sklavenrouten ihren Weg nach Amerika, wo sie schließlich in der aus Chicago stammenden schwarzen Sängerin Ruth Reese kulminiert. Die wiederum wanderte nach Norwegen aus und vermachte noch vor ihrem Tod 1990 Kristin Asbjørnsen ihr umfangreiches Songbook mit Spirituals, aus dem sich nun die norwegische Sängerin für ihr Debütalbum unter eigenem Namen bediente: „Wayfaring Stranger“. Das klingt wirklich gut und gar nicht nach Norwegen. Und irgendwie eben doch. Nach einem anderen Hintergrund für die alten Klagen jedenfalls. Asbjørnsen hat die Spirituals nämlich in äußerst geschmackvolle Arrangements eingefasst (man stelle sich die Tom-Waits-Musiken, etwas abgedämpft, vor). Fast ein wenig zu geschmackvoll, was aber doch wieder zu der musikalischen Wanderungsbewegung passt, weil die Spiritualität hier genauso wie im heutigen Norwegen doch mit einem edleren Tuch abgestaubt werden darf und nicht mehr so down to earth sein muss wie zur Sklavenhalterzeit. Am heutigen Freitag singt Kristin Asbjørnsen mit Band im Quasimodo. Gleichfalls heute, im Ausland, gibt es als eine Art innere musikalische Migration ein Debüt, das allerdings schon einen sechsjährigen Vorlauf hat. In dieser Zeit kannte man Static vornehmlich als das elektronische Outfit von Hanno Leichtmann, mit wechselnden Gastmusikern. Jetzt aber soll Static eine echte Band sein und dazu an Echtinstrumenten spielen: Kassian Troyer die Gitarre, Falko Teichmann wird durch den Vocoder sprechsingen und Keyboards spielen und Hanno Leichtmann will wieder trommeln. Die für die Bühne versprochenen warholesken Öllampen und Strobo-Effekte weisen auf einen psychedelisch flirrenden Weg. Dazu noch Dictaphone, ein Duo mit Oliver Doerell (dem Odd-Orchester von Raz Ohara).
Kristin Asbjørnsen: Quasimodo, Kantstr. 12a. Fr., 22 Uhr. 18 €
Static, Dictaphone: Ausland, Lychener Str. 60. Fr., 22 Uhr. 8 €