Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Um sein aufrechtes Trendbewusstsein zu demonstrieren, hätte man sich natürlich etwas früher anstellen müssen (Kartenbesitzer ausgenommen). Weil die Schotten von Franz Ferdinand derzeit als der heißeste Scheiß schlechthin gehandelt werden, ist deren Konzert am Montag im Columbia Fritz natürlich seit Monaten ausverkauft. Macht aber gar nichts, weil man an dem Tag ganz gut auch sonst Geschmack (und ein wenig Standfestigkeit) beweisen und sogar noch beim F bleiben darf: mit Fantomas, der Rabauken-Filigraniker-Hau-den-Lukas-und-sonstwie-seltsam-klingenden-Band um Mike Patton (in gemäßigter musikalischer Ausformung machte er sich seinen Namen mit Faith No More), im SO 36. Eigentlich darf man schon Metamusik dazu sagen, und damit ist man taumelig genug, um sich auch nicht mehr von den Numbers verwirren zu lassen: ein fiebriges Flackern, so hibbelig wie die Talking Heads als überdrehte Spieldose, ein Schlittern und ein Zerren, trotziges Aufstampfen und überhaupt ein beständiges Quengeln vom Rücksitz (wann sind wir endlich da?), mit in einem Kettenkarussell verfangenen Melodiefitzelchen. Immer geht es hektisch nach vorn und gleich wieder zurück. Immer ist Anfang, und wer jetzt erschöpft New Wave sagt, hat allemal gewonnen; nur dass das hier keinerlei Revivalgemütlichkeit an sich hat, am Dienstag im Lovelite. Dagegen stemmen sich an diesem Abend im Magnet der mächtige Psychoblues von Modey Lemon und das Hardcoregeküppel von McLusky, Walisern, die einem beim schweren Wuchten mit den Gitarrenwänden auch Durchblicke auf wunderbar lichte Melodien gönnen. Die Romantik des stiernackigen Heavyrocks, und umso schöner, weil es keine sentimentalen Feuerzeugballaden sind (McLusky spielen übrigens bereits auch am Samstag mit den Beatsteaks in der Columbiahalle).