Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Alles heute in der Spielzeugkiste: wunderbare Krachinstrumente und herzwehe Liebeslieder, Neogospel mit einem echten Rock-’n’-Roll-Crooner und überhaupt Musiker, die in einer besseren Welt wirkliche Stars wären. Aber manche wollen das ja gar nicht werden. Mit so einer selbstverliebt in den eigenen Armen liegenden Musik, wie sie Heidi Mortensen macht, kommt man jedenfalls nicht in die Hitparaden, weil da doch zu viele herumlungernde Sounds das Torkeln unter der Diskokugel stören. Geboren wurde Mortenson in Dänemark, die letzten Jahre verbrachte sie in Barcelona. Jetzt ist sie neu unter den Seltsammusikerinnen in Berlin. Heute Abend stellt sie sich im Kingkongklub vor, während gleichfalls heute im Ausland der fröhliche Improvisationreigen Biegungen seine 42. Etappe feiert, mit dem Duo Rebecca (was die hübsche Kombination Klarinette-Zither ergibt) und Steve Beresford, der irgendwie in letzter Zeit aus dem Blickwinkel geraten ist. Dabei wäre er schon mal der Star für die bessere Welt, die einfach verstehen würde, dass aus Spielzeug und Billigelektronik die wunderbarste Geräuschmusik zu machen ist. Eine Art Krabbelstuben-John-Zorn. Und damit so erwachsen, wie man nur sein kann. Der außerdem exquisit zu dem Fakelore-Abend am Samstag im Hau 1 passen würde, bei dem die Konstruktion urbaner Folklore am Beispiel eines Liebeslieder-Wettbewerbs demonstriert wird. Moderiert von Nicholass Busmann und Lars Rudolph und mit Solisten wie Phill Nilblock und Käthe Kruse verheißt das die gepflegteste Unterhaltung, und genau das darf man auch von einem erwarten, der Frank Sinatra, Elvis und Curtis Mayfield in eine Person zu zwängen versteht. Berlins derzeit zu Herzen gehendster Crooner: Martin Dean, der am Mittwoch im Eschschloraque im Haus Schwarzenberg singt. Beste Anzugmusik, leicht zerknittert.