Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Erst mal eine Schweigeminute … (räusper) Johnny Cash ist immer noch tot. Aber mittlerweile hat man sich wenigstens insoweit wieder berappelt und die Kräfte gesammelt, dass man seiner auch gedenken kann, am heutigen Freitag etwa im Grünen Salon, in dem die Round Up Boys und DJ-Kräfte (sollte man in dieser Sache aber nicht besser ganz nüchtern von Plattenauflegern sprechen?) den Mann in Schwarz würdigen. Trauerfeierlichkeiten weiter am Samstag im Kaffee Burger (bei denen man durchaus wie bei Trauerfeierlichkeiten üblich in Schwarz erscheinen könnte), und hier gibt es nach einem Fachgespräch von Cash-Fans wie Falko Hennig und Mario Weber den Dokufilm „Johnny Cash live in St. Quentin“ zu sehen, Fearless Bob singt Cash-Lieder, und getanzt wird außerdem, weil das Leben doch weitergeht, die Zeit heilt alle Wunden und was der Worte sonst sind, die bei diesen Gelegenheiten getauscht werden, dass man besser wieder ein Weilchen schweigt und in stummem Staunen feststellt, dass die Fuzztones um Rudi Potrudi immer noch in ihrer Garage wüten, so viele Jahre nach ihrer Neuerfindung der Sechziger in den Achtzigern, und da hat sich zum Glück auch keine Ledergurtbreite geändert an dem rabaukigen Psychopunk. Heiliger Lärm, die Jeans auf ewig. Diesmal ist die Garage (auch am heutigen Freitag) im Knaack aufgestellt. Am Samstag spielen Konrad Wilde und Alro (Anne Rollfs, einst Wuhling) im Ausland. Gitarren, mal „silence“, mal „fury“ zugeordnet, betitelt als „Die Nacht des schreienden Grases“, worunter man sich dann alles und noch ein bisschen mehr vorstellen darf, weil das Ausland eben so ein Ort ist, an dem zum Beispiel gerade erst (beim Japanese New Music Festival) eine Etüde für elektrisch verstärkte Zahnbürste zu hören war. Gibt wohl derzeit keinen Club in der Stadt, in dem Musik mit größerer Sorgfalt konzipiert wird als hier.