Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Sie gelten als die nächsten Arcade Fire, kommen aus Australien und haben für sich mit Architecture In Helsinki einen Namen ausgedacht, den man sich auch erst einmal merken muss. Was man aber sollte. Denn mit diesem achtköpfigen Trupp hat man eine bezaubernde Schneekugel von Musik, mit einem Kindergarten voll an durcheinander wuselnden Melodien, und die Tuba trottet als Kindergartentante hinterher. Der gesammelte Pop auf Sommerfreizeit, im Zweifelsfall immer mit einem Happyend in Technicolor. Eine schön überdrehte Angelegenheit, heute im Bastard, in dem am Samstag The Ex ihre nun auch schon 25 Jahre andauernde unerschütterliche Arbeit an der Sägegitarre fortsetzen. Wer will, darf dazu Punk sagen und auf jeden Fall Hardcore. Denn The Ex sind eine Band mit Haltung, die sich immer auch als offenes System verstanden hat. Dazu gehörte zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Improvisationsmusikern. Was großartig zusammengeht. Emotionale Intensitätsmusiken, so gespielt, als stände einem das Wasser bereits bis zum Hals. Die weiteren Leidenschaften von The Ex wie eritreische Freiheitslieder passen bestens dazu. Herman Düne (am Montag im Festsaal Kreuzberg) dagegen machen einen Wanderstiefel-Folkrock, als würden 22 Pistepirkko die Byrds geben, und das mit einem zu Herzen gehenden Country-Schlag, wie man ihn wohl nur bei einem in Paris ansässigen schwedischen Brüderpaar (die Dünes) so lauter finden kann oder vielleicht doch noch in den Weiten Amerikas, in denen sich die Friends of Dean Martinez verlieren. Wunderbar maulfaule Musiker, die Soundtracks schreiben für 12 Uhr Mittags, an der Straßenkreuzung, wo die Ruhe gefriert und die Sonne verhangen ist, was vom Staub der Wüste kommen kann oder vom Dunst der Industrieanlagen gleich hinter dem Saloon, am Donnerstag im Knaack.