Wochenübersicht: Kinderhort : Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
Das düstere Mittelalter ist auch im Sommer, vor allem in einem, der sich so wenig zuverlässig zeigt wie dieser bislang, ein dankbares Thema, denn Folterkeller, Plumpsklos und menschenunwürdige Lebensumstände scheinen Kinder immer wieder aufs Neue zu begeistern. Weshalb sich wohl ein Ausflug ins Museumsdorf Düppel anbieten würde, da dort auf 16 Hektar ein 800 Jahre altes Dorf nach archäologischen Erkenntnissen rekonstruiert wurde und Handwerk und Landwirtschaft von anno dunnemals demonstriert werden. Geöffnet ist zwar eigentlich nur donnerstags und sonntags, aber heute um 18 Uhr „kommen die Musikanten ins Dorf“: Die Gruppe Canto Ergo Sum spielt und singt Lieder aus dem Mittelalter und der Renaissance. Und wenn man schon mal dörflich ist und eh im Berliner Süden, warum nicht gleich in die Domäne Dahlem, wo, wie man sich selbst bewirbt, „Deutschlands einziger Bauernhof mit U-Bahn-Anschluss“ wartet. Was wichtig werden kann, wenn man Kinder hat, die jegliche Fortbewegung auf den eigenen zwei Beinen systematisch verweigern und „Spazierengehen“ für eine bereits von den Tempelrittern angewendete Foltermethode halten. Wie man selbst eine schicke Daumenschraube oder andere praktische Kleinigkeiten fertigt, das dürfen sich die Kleinen in der Domäne heute von 10 bis 16 Uhr bei Schmiedemeister Thorsten Theel abgucken. Morgen geht es dann an gleicher Stelle weiter: Zehn Berliner Metzger grillen ihre Bratwürste, und das kostende Publikum kürt zum bereits dritten Male den Berliner Bratwurstmeister. Wer die weißlichen Ungetüme, die der Berliner Bratwurst zu nennen beliebt, schon mal probiert hat, wundert sich noch heute, warum das hiesige Grillgut bislang nicht in Guantanamo eingesetzt wurde. Im Mittelalter war wenigstens noch Fleisch in den Würsten.