Wochenübersicht: Kinderhort : Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
Wer unlängst den Fehler begangen haben sollte, sich im Kino „Brothers Grimm“ zu Gemüte zu führen, weiß Bescheid. Alle anderen seien ausdrücklich gewarnt: Die Story von den flotten Brüdern, die mit fantasievollem Mummenschanz die abergläubische Zivilbevölkerung des mittelalterlichen Deutschlands abzocken, bevor sie dazu verdonnert werden, mal eine echte Hexe auszutreiben, klingt nacherzählt wesentlich besser, als sie sich auf der Leinwand ansieht, wo der Wille zum Kommerz, die Wirrnis von Regisseur Terry Gilliam, der Zwang zur US-amerikanischen Massentauglichkeit und eine unsägliche Synchronisation eine unheilige Allianz miteinander eingehen. Besser aufgehoben ist man da zweifellos bei den Berliner Märchentagen, wo das gute alte Märchen, in die Jahre gekommen und von der vielgestaltigen Konkurrenz aus Kinderliteratur, Fernsehen, Computerspielen und Benjamin-Blümchen-Kassetten bedroht, zumindest einmal im Jahr in geradezu gigantischem Umfang gewürdigt wird. Die 16. Auflage des Festivals mit über 1.000 Veranstaltungen und in Kooperation mit mehr als 200 Institutionen begann am Donnerstag und läuft bis zum 20. November. Erstmals stehen die Märchentage im Zeichen eines einzigen Autors, des vor 200 Jahren geborenen und vor 130 Jahren verstorbenen (Achtung: Doppeljubiläum!) Hans Christian Andersen. Das Werk des Dänen, nicht nur „Däumelinchen“ und „Schneekönigin“, wird aufgearbeitet in allen denkbaren Formen: „als Lesungen, freies Erzählen, Puppen- und Papiertheater, Tanz-, Theater- und Musikveranstaltungen, Mitmachaktionen, Malen, Basteln, Zaubern, in Werkstätten mit Autoren und künstlerischen Gestaltern sowie in Ausstellungen, Filmen und wissenschaftlichen Kolloquien“, wie auf der Märchentage-Homepage mit Bemühen ums Komplette festgestellt wird.