Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Zwei Berlinstücke ragen in dieser Woche aus den Spielplänen: das eine beruht auf Billy Wilders Komödie „Eins, Zwei, Drei“, die mit ziemlich bösem Humor unsere Stadt zwischen brauner Vergangenheit und einer braunen Brause namens Coca-Cola auf die Schippe nimmt. Bloß fand das damals keiner komisch, und auch der Mauerbau kurz darauf wirkte eher als Spaßbremse. Erst in den Achtzigern feierte Wilder mit dem Film Triumphe. Nun haben sich Johannes Grebert und Matthias Matschke der Sache dramatisch angenommen und präsentieren im HAU 1 ihre mit Matthias Schweighöfer und Judith Engel hochkarätig besetzte Bühnenadaption. Inzwischen wurde die Mauer ja wieder abgebaut, und die unübersichtliche Nachwendezeit bot besonders Betrügern, Raubrittern und Politikern in einer kurzen Phase des Glücks ungeahnte Möglichkeiten, sich zu bereichern. Der mit Abstand teuerste Skandal ist unter dem Stichwort „Bankgesellschaft Berlin“ in die Geschichte der Wirtschaftskriminalität eingegangen und trieb die Stadt an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Für das Maxim Gorki Theater hat jetzt Lutz Hübner den Skandal bühnentauglich gemacht, der vor allem mit Stücken für Jugendliche („Creeps“) bekannt geworden ist. Sein „Bankenstück“ inszeniert Gorki-Hausherr Volker Hesse. Ganz andere Sorgen hat der Zirkusdirektor Caribaldi, der mit vier Mitspielern versucht, Schuberts „Forellenquintett“ einzustudieren. Doch das stellt sich als ausgesprochen schwierige Mission heraus. Mit der Kunst gibt es halt oft Komplikationen. In den Kammerspielen des Deutschen Theaters inszeniert Thomas Bischoff „Die Macht der Gewohnheit“, Thomas Bernhards skurriles Drama über die Kunst des Scheiterns. Im Orphtheater hat sich der Schweizer Jungdramatiker Lukas Bärfuss über „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ Gedanken gemacht.