Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Ein junges Mädchen erschießt sich, um dem Vater ihre Liebe zu beweisen. Da fragt man sich schon: geht’s vielleicht auch ein bisschen billiger? Nicht bei Henrik Ibsen, so scheint es, der in seinen Dramen vor etwas mehr als hundert Jahren mit eisigem Kalkül finstere Tragödien und Familiendramen für die Bühne aufbereitete. In seinem Stück „Die Wildente“ ereignet sich der Selbstmord der 14-jährigen Hedwig, die so einem verlogenen bürgerlichen Familienleben entgehen will, dessen Horror zur Entstehungszeit des Stückes vor circa hundert Jahren wohl einen Höhepunkt erreicht hatte. Regisseur Thomas Langhoff, Spezialist für Familien mit eingebauten Tragödien, wird am Berliner Ensemble inszenieren. Gar nicht so fern von Ibsen scheint das neue Stück des fantastischen Jugendtheaterclubs der Volksbühne P 14 „Im Alleingang“ zu sein. „Wir verbauen unser Leben, bis wir nicht mehr können, umfallen und froh werden“, heißt es sibyllinisch in der Ankündigung des selbst entwickelten Stücks, das am Samstag im dritten Stock der Volksbühne Premiere hat. Die Textmarker, die seit einiger Zeit in Prenzlauer Berg dramatisch recht umtriebig sind, haben sich in ihrer neuen Produktion Tamara Dückers Roman „Spielzone“ vorgenommen, die selbst am Projekt als Dramaturgin mitgearbeitet hat. Schauplatz ist ein Wohnhaus in Prenzlauer Berg. Es geht um altehrwürdige Gefühle wie Angst, Sehnsucht und Einsamkeit, um Leben und Lieben in Berlin. Die mysteriöseste Veranstaltung der Woche findet im Podewil statt, wo sich ab Samstag eine Tanzperformance mit Leben und Werk des Sonderlings John Doe befasst. „Der Verjeiner“ heißt der Abend über Doe, Theaterangaben zufolge unlüftbares Pseudonym, hinter dem sich eine (schon 1987 verstorbene) „der einflussreichsten wie umstrittensten Personen des 20. Jahrhunderts“ verbergen soll.