Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Morgen, am 16. Juni, ist es hundert Jahre her, dass ein gewisser Stephen Dedalus und ein jüdischer Anzeigenverkäufer namens Leopold Bloom jene epische Reise durch Dublin antraten, die von James Joyce in seinem Roman „Ulysses“ verewigt worden ist, der an ebenjenem 16. Juni spielt. Joyce-Fans feiern diesen Tag überall in der Welt als „Bloomsday“, und zur Feier des Tages und des Romans bittet die Schauspieleragentur actorscut in den Goldenen Saal des Tacheles zur „Nachtstadt“, wobei Schauspieler, Sänger, Tänzer und Musiker aus dem Roman lesen, spielen und performen. Standesgemäß wird der Tag aber auch von den Friends Of Italian Opera begangen, und zwar mit der Dubliner Truppe Balloonatics und einer Kurzversion des 700-Seiten-Buchs (22./23. 6.). Theater auf Rädern bietet wie jeden Sommer auch 2004 die Volksbühne mit ihrer Rollenden Road Schau an. Motto: Wenn Sie nicht ins Theater kommen, kommt das Theater eben zu Ihnen. Dieses Jahr ist mit Wedding ein besonders theaterresistenter Bezirk an der Reihe. Mit dabei: u. a. der Volksbühnen-Jugendclub P14 und das Prime-Time-Theater mit seiner schon über die Weddinger Bezirksgrenzen hinaus legendär gewordenen Live-Soap „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“. Am Freitag geht in den Sophiensælen das Lubricat-Globalisierungsspektakel „Mutation“ ins Finale: Die Welt wird zur Stadt, und das Theater zeigt, wie es funktioniert – und zwar mit Darstellern aus Richmond, Buenos Aires, Schanghai, Lagos und Berlin. Als Kontrastprogramm bietet sich ein Gastspiel im Orphtheater an: Andreas Wiedermann inszeniert Bernard-Marie Koltès’ Einpersonenstück „Die Nacht kurz vor den Wäldern“, in dem ein Mann über den Wahnsinn einer aus den Fugen geratenen Zeit und die Sehnsucht nach Flucht aus dem Moloch Stadt in die Stille philosophiert.