Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Wer weiß schon, was sich bereits für Dramen in dem Hotelzimmer abgespielt haben, wo man gerade die Nacht verbringt? Der kanadische Dramatiker George F. Walker hat in seinem Zyklus „Suburban Motel“ diesen Gedanken durchgespielt: sechs Stücke über Leute auf der Durchreise. Sie haben nichts gemeinsam als das schäbige Zimmer, in dem sie nacheinander die Nacht verbringen und einen kurzen Augenblick der Liebe, der Gewalt oder der Habgier erleben. Da sind Denise und ihre Mutter, eine Prostituierte. Oder Max und Jayne, die eine Affäre miteinander auffrischen. Wir treffen Pornofilmregisseur Michael und andere grell-bunte Typen, wie wir sie in Soaps, Tarantino-Filmen oder Schaubühneninszenierungen kennen und lieben lernten. An drei aufeinander folgenden Abenden eröffnet die Schaubühne mit Walkers Trash-Zyklus ihre Spielzeit. Es inszenieren Thomas Ostermeier, Armin Petras und Enrico Stolzenburg. Das 15. Internationale Tanzfest läuft ja bereits auf Hochtouren und steuert in dieser Woche neue Höhepunkte an. Zum Beispiel mit dem Tanzabend von Èdouard Locks kanadischer Truppe Lalala Human Steps im Haus der Berliner Festspiele: „Amelia“ – Lichtorgien und Tanz bis an die Grenzen der Schwerkraft zu Musik von David Lang und Lou Reed. Mit Spannung wird auch im Hebbel-Theater Michael Laubs Tanzabend nach Tagebuchaufzeichnungen von Hans Christian Andersen erwartet. Weniger Tanz als Satan, Sex und Rock ’n’ Roll verspricht die neueste BKA-Produktion „Surf Dance“, die als Terrorkomödie angekündigt wird. Dort kann man noch einmal den guten, alten Pershings und sonstigen Produkten unseres Lieblings-Bad-Boy USA begegnen. „Selbst, wer im Theater unbedingt denken will, hat gute Chancen auf einen unterhaltsamen Abend“, verkünden die Theatermacher. Was wäre dem noch hinzuzufügen.