Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Der Plot klingt schräg, aber nicht unwahrscheinlich: nach einer ökologischen Katastrophe rationalisiert die Regierung das Wasser und verbietet private Toiletten. Die Benutzung öffentlicher Toiletten ist ausschließlich gegen hohe Gebühr erlaubt, die von einer geldgierigen Betreiberfirma erhoben wird. Aus den Reihen des von Polizei und Toilettenfrauen unterdrückten Volks tritt eines Tages ein Held hervor, der die Welt zurück in die Pinkelfreiheit führen soll. Am Broadway war das Musical „Urinetown“, von der Kritik als intelligent und wahnsinnig komisch gefeiert, ein Riesenerfolg. In Berlin kommt die Geschichte jetzt unter dem Titel „Pinkelstadt“ heraus. Mit der europäischen Erstaufführung wird am Donnerstag auch das Steglitzer Schlossparktheater wiedereröffnet, das nun von der privaten Toys Theater GmbH betrieben wird, hinter der sich drei junge und ambitionierte Impresarios verbergen. Europäische Premiere hat auch die Produktion der New Yorker Wooster Group, die Großmutter aller freien Gruppen. In ihrem Stück „Poor Theatre“ im Hau 2 geht es um die legendäre Theaterbibel des polnischen Theatermachers Jerzy Grotowski „Für ein armes Theater“. Zweite Inspirationsquelle ist die Arbeit des Tänzers und Choreografen William Forsythe. Um die Bibel geht es auch im Studio des Maxim-Gorki-Theaters, das unter der Leitung von Bruno Cathomas ab Donnerstag zur Bibel-Factory wird. In fünf Teilen versucht sich im Rahmen einer Bibel-Soap eine Gruppe aus Schauspielern an den großen Geschichten des Alten Testaments. Teil I handelt von der Schöpfung. In den Sophiensælen befassen sich Nico & the Navigators mit säkularen Heilsversprechungen aus der Welt der Körperpflege und des Schönheitskults, die Auswege aus zeitgenössischen Ängsten und Verwirrungen bieten. Oder etwa nicht? Sehen Sie selbst: „HELden und KleinMUT“.